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Rock `n` Roll : Sound – unwiderstehlich

Was gibt es Schöneres in diesen unsicheren Zeiten und überhaupt, als in einem Club gleich zu Beginn – wenn Gitarre, Bass, Schlagzeug anklingen – die Erfahrung zu machen, jetzt stimmt alles, so kann es weitergehen diese Nacht. Abgeworfen die Frage, ob alles sich genau auf der Höhe der Zeit ereignet, wenn der Sound nur mit der entsprechenden Schärfe sich ausbreitet. Dann ist Rebellion nicht bloß Attitüde, nicht bloß Gestus als Zitat, sondern Ausdruck des Willens zu Dissidenz und Auflehnung. Eben Rock ’n’ Roll. Spuren dieses Lebensgefühls, dieser Haltung fängt die Ausstellung gleichen Titels jetzt ein. Zwar ist noch ein Fragezeichen angehängt an den Titel. Doch wir wissen: »Rock ’n’ Roll«, das bedeutet längst nicht mehr Lederjacke oder 4/4-Takt. Es ist eher ein magischer Pol um den unentwegt Neuauflagen der Gitarrenmusik entstehen. Dekonstruktion und Rekonstruktion. Wie oft elektrisierten da Pop und bildende Kunst einander! Kaum vorstellbar allein die Zeitspanne, muss doch einer der Anfänge bereits bei Velvet Underground und Andy Warhols Factory angenommen werden, als Rock bereits auf einer Metaebene reflektiert wurde. Das Gefühl von Gegenwärtigkeit, von Authentizität, von Roughness vermittelt dieses Projekt von Andreas Leikauf. Sofort Atmosphäre beim Betreten der Räume, und sofort sichtbar wie unterschiedlich doch die visuellen Repräsentationsformen von Sound sein können. Wenn Bartolomeo Migliore die Form der Schallplatte visuell aufnimmt wie eine Picture-Disc mit Graffitti-Spuren oder Nicola Di Caprio die Rücken von CD-Hüllen als Bildobjekte aus Holz überdimensional vergrößert, dann schwingt da stets die Musik mit: Nirvana oder Hüsker Dü etwa. Es erinnert an die immerwährende Suggestionskraft die Tonträgern einfach innewohnt. Das jedoch ist nicht das einzige Bindemittel in dieser Ausstellung. Auffallend auch, dass alle Beteiligten in Band-Projekte involviert, auch als Musiker bekannt sind. Auch Jad Fair, der große Analytiker, Zerstückler und Neu-Zusammensetzer von Rock-Idiomen auf der Gitarre in seiner Band Half Japanese ist hier vertreten. Was die wenigsten vielleicht wussten: bereits mit drei begann er zu malen. Auf Tour allerdings schwer möglich. So begann er mit Scherenschnitten. Doppelexistent ebenso: Andreas Leikauf selbst. Als Musiker bei der Garage-Rockband Mopedrock!! In seiner Malerei nimmt er Motive aus Magazinen auf, Porträts, impressionistische Landschaften à la Gerhard Richter oder Film Noir. Die eine oder andere Malerei Leikaufs könnte demnächst ein Plattencover zieren oder transportiert zumindest etwas von all diesen Stimmungen, die Cover eben auch sein können. Noch weiter geht Stephen Mathewson, wenn er breitflächig Comic, triviale Texte und Malerei verknüpft. Manchmal so als wäre Raymond Pettibon auf höchst abstruse Abwege geraten. Selbstverständlich ist auch er, Mathewson, Musiker. Immerhin spielte seine Band The Brainmanagerz bereits im Vorprogramm von Dinosaur Jr.. Das Zusammenspiel hier in dieser Ausstellung funktioniert auch visuell. Statements, die genau jetzt ihren authentischen Stellenwert haben. Wo man hinsieht, beginnt man unwillkürlich im Background auch etwas zu hören. Natürlich bewegen wir uns entlang von Oberflächen. Sie bleiben jedoch verführerisch. Somit ist der Abend gelungen. Hat wunderbar funktioniert. Rock ’n’ Roll eben.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Rock `n` Roll
13.06 - 13.07.2013

Projektraum Viktor Bucher
1020 Wien, Praterstraße 13/1/2
Tel: +43 676 561 988 0
Email: projektraum@sil.at
http://www.projektraum.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 11-15 h und nach tel. Vereinbarung


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