Werbung
,

VIENNA Sonic Nite im Rahmen der VIENNAFAIR The New Contemporary: Sound-Special auf Halbmast

Auf dem Weg der Neupositionierung der VIENNAFAIR, Sound als Thema dieser Kunstmesse durch einige integrierte Programmpunkte ins Spiel zu bringen, war von Anfang an richtig und plausibel gedacht. Sogar auf einer relativ trivialen Ebene sprach einiges dafür, sich mit den akustischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Im Vorjahr hatte nämlich ausgerechnet im Bereich der Restauration für die VIP-Gäste die überlaute und offensichtlich als Entertainment missverstandene Musik in Verbindung mit den sich überlagernden Stimmen des Publikums teilweise den Pegel des Erträglichen überschritten. Abgesehen von einer deutlichen Verbesserung der akustischen Verhältnisse insgesamt, wartete die VIENNAFAIR in diesem Jahr mit der LIVE-Präsentation des demnächst erscheinenden neuen Albums des Wiener Elektronik-Duos Tosca im Rahmen eines Late-Night special im Odeon auf. Direkt in der Messehalle im Prater lud man außerdem zu einer VIENNA Sonic Nite. Während das Live Konzert der beiden Tosca-Musiker Rupert Huber und Richard Dorfmeister jeweils am Piano und mit Elektronik-Keyboards in Verbindung mit einem Video des jungen in Brooklyn lebenden Künstlers Collin Snapp in jeder Hinsicht glückte und funktionierte, blieb zweitgenanntes jedoch halbherzig bis unauffällig. Ersteres war musikalisch ein Update der 1990er, in denen Wien sich zu einem der heißen Zentren der neuen elektronischen Musik entwickelt hatte. Der Sound mit wechselnder Gesangsbesetzung erwartungsgemäß smooth, relaxed, fast ambient. Dahintreiben wie in einer Lounge gegen 3.00 Uhr morgens. Parallel zu sehen in Riesenprojektion der Videofilm von Collin Snapp, der in tagheller Atmosphäre Touristen in einem Nationalpark in Kanada zeigt, die sich – genauso wie auch sonst überall zu beobachten – unentwegt bemüßigt fühlten, Bildchen mit ihren Smartphones zu knipsen. Ein visuelles Soziogramm der Online-Gesellschaft. Inhaltlich eine vollkommen andere Ebene als die Musik von Tosca. Doch genau die widersprüchliche Parallelität beider Konzepte steigerte die Aufmerksamkeit. Bis auf die störenden Nebengeräusche einiger Herumgehender und im Dunklen Herumtappender im Publikum akustisch und musikalisch großartig. Auf der Messe selbst allerdings blieb die von Rupert Huber kuratierte Sonic Nite – Freitag abend – relativ konturlos. Einige Speaker über die Collin Snapp genannte Tosca Live Präsentation remixte sowie Filz überzogene Sitzwürfel im zentralen Bereich der Messehalle deuteten eine Art Lounge an. Wegen zeitweiliger Präsentationen andernorts in der Halle musste der Sound jedoch zurückgefahren werden. Akustisch wirkte die sanfte, dahinfließende Elektronik allerdings kaum aufdringlich, sondern eher den übrigen Raumklang strukturierend. Ja, und dann gab es noch einen sicher sehr gut gemeinten, aber doch verhältnismäßig verloren herumstehenden Sound-Cube plus Sitzgelegenheit im L-Winkel mit elektronischer oder digital generierter Musik aus dem Archiv der ars electronica. Bruce Oddland zum Beispiel. Oder Antje Greye. Besonders das Beispiel der Lounge ähnlichen Situation in der Mitte zeigt, dass sich der Versuch gelohnt hat. Die Gelegenheit wurde genutzt, um sich nieder zu lassen. Dahintreiben im Erleben der Klänge. Ein zu einer (Kunst-)Messe passendes Angebot. Relaxen, die Gedanken fließen lassen, bevor wieder neuer Anlauf zum Durchwandern der Präsentationen genommen wird. Allerdings fehlte der Umsetzung dieser Idee die Konsequenz, verbunden mit der entsprechenden Sitzarchitektur und einigen Maßnahmen zur akustischen Abschirmung nach außen, hier wirklich eine Zone des Sounds, oder zumindest eben eine Sonic Nite umzusetzen. So ging leider eine Idee unter. Eine signifikantere Integration von Sound, eine bessere Lounge, oder ein ausführlicheres Live-Programm direkt im Messebereich hätte vielleicht auch neues Publikum aufmerksam gemacht. Zumindest die Idee der Lounge mit Sound jedoch sollte weiterentwickelt werden.
Mehr Texte von Roland Schöny

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

VIENNA Sonic Nite im Rahmen der VIENNAFAIR The New Contemporary
20 - 23.09.2012

Messe Wien
1020 Wien, Messezentrum Wien Neu, Halle A
http://www.viennafair.at
Öffnungszeiten: Do 11 - 19 h; Fr 11 - 21 h; Sa 11 - 19 h, So 11-18 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Nachholbedarf
bitteichweisswas | 25.09.2012 08:12 | antworten
habe leider auch gar nix von der sonic music night mitgekriegt, zumal ich es leider nicht rechtzeitig ins Odeon geschafft hatte- ; (

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: