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Bernhard Leitner. Earspacebodysound: Vordenker der Sound Architektur

Höchst bemerkenswert, dass dies Bernhard Leitners allererste Einzelausstellung in einer Galerie ist, gilt er doch als Pionier in jenem gerade wieder virulenten Diskurs, der die Dimensionen Klang, Raum und Körper zueinander in Beziehung setzt. Nicht nur das: Mit seinen Installationen bestreitet er immer wieder große Präsentationen in Museen und Kunsthallen wie 2008 im Hamburger Bahnhof. In Wien wiederum ist seine Ausstellung SOUNDSPACESOUND im Obergeschoß des Künstlerhauses 2002 in Erinnerung, wo er zehn seiner teils umfangreichen, benützbaren und körperlich erfahrbaren Ton-Architekturen präsentiert hat. Ja, es hat eine gewisse Logik, dass Leitner nun bei Georg Kargl Fine Arts in Wien präsentiert wird. Seine Ausstellung – diesmal wählte er den Titel EARSPACEBODYSOUND – setzt die in der Galerie schon seit längerem erfolgende Bearbeitung von Sound-Themen im Kontext der bildenden Kunst fort. Zudem kann man nicht oft genug darauf verweisen, mit welcher Präzision Leitner das Zusammenspiel architektonisch konzipierter Installationen und spatialer Komposition während der letzten Jahrzehnte durchexerziert hat. Zentral in der Ausstellung positioniert ist das sich in Form von 2 PVC Schläuchen durch den großen Raum der Galerie windende Werk Serpentinata aus dem Jahr 2006. Mit 48 Lautsprechern ist es ausgestattet und mit einer 48-Kanal Komposition wird es auch bespielt. Leitner selbst ist begeistert, dass nun per Software funktioniert, was er einstmals mit Tonbandmaschinen löste. Seine Erleichterung darüber, dass die Verteilung der Klänge im Raum mittlerweile digital gesteuert werden kann, illustriert wie sehr Leitner, der von den späten 1960er Jahren an als Architekt in New York arbeitete, wo er auch eine Professur inne hatte, über die historisch jeweils bestehende Technologie hinaus utopisch dachte. Dazu untersuchte er auch signifikante Sound-Konzepte wie jenes des Philips-Pavillons von 1958 in Brüssel, um die Arbeit mit Sound im Raum weiter zu verfeinern. Zudem ist der Architekt und Künstler Leitner, der bis 2005 an der Universität für Angewandte Kunst lehrte, von der Musik der Moderne und deren Tendenz beeinflusst, die klassische orchestrale Aufführungssituation aufzulösen und zu erweitern. In seiner aktuellen Ausstellung zu sehen sind daher auch eine Reihe seiner Notationszeichnungen. Eine weitere Sound-Arbeit ist Pulsierende Stille aus dem Jahr 2007, eine Stahlkonstruktion aus 2 parallel abgehängten Metallblechen mit daran befestigten Lautsprechern. Die Form der hängenden Konstruktion korreliert mit der zu hörenden Klangschwebung. Die Leistungen des Vordenkers Leitner, der stets adäquate visuelle Umsetzungen erarbeitet, demonstrieren jedoch neben den Partituren und konzeptuellen Architekturzeichnungen, historische Werke aus den 1970er Jahren wie etwa sein Ton-Anzug, ein Overall aus Netzgewebe mit drei Lautsprechern. Immer wieder zeigt sich, wie Leitner neben seiner Auseinandersetzung mit dem Akustischen die visuelle und räumliche Dimension akribisch genau durcharbeitet. Dass eine Galerieausstellung versucht, all diese Aspekte eines derart umfangreichen Werks erfassen kann, verwundert. Aber es ist wunderbar gelungen.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Bernhard Leitner. Earspacebodysound
16.03 - 04.05.2011

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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