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ARTmART 2010: Schnitzeljagd und Kebapkunst

Die Stimmung bei der Eröffnung war schon fast wie bei der Art Basel in Vorkrisenzeiten. Dichtes Gedränge um die Kunst schon ab der ersten Minute der Eröffnung. Wobei diese – im Gegensatz zu den großen Kunstmessen – ganz demokratisch für alle galt. Den kleinen Unterschied macht allerdings der Preis der angebotenen Kunstwerke – 80 Euro pro Kunststück, da lässt sich der Andrang schon auch mit der herrschenden Schnäppchenmentalität erklären. Wo bekommt man denn sonst Arbeiten von Franz Graf, Deutschbauer & Spring oder Oswald Oberhuber derart günstig – und Weihnachtsgeschenkfähig. Das demokratische Prinzip zieht sich übrigens in der Präsentation weiter, denn der Platz, den die teilnehmenden KünstlerInnen zur Präsentation in Anspruch nehmen können, ist ziemlich identisch – rund ein halber Laufmeter, der dafür theoretisch bis zur Decke ausgenutzt werden kann. Angesichts des geringen Preises dominiert naturgemäß Zeichnung , Aquarell, Fotografie und seriell Produziertes wie etwa die 10-Euro Scheine, die Christian Eisenberger in Schnitzelpanier herausgebacken hat. Dem Kulinarischen nähert sich auch Karl Kilian an, wenngleich er seine „Kebab Kunst“ als Weg zu einer einfachen und unkomplizierten Kunstkonsumation verstanden wissen will. Wesentlich aufwendiger dagegen die Plexiglasboxen von Aris Stoidis mit Alltagsszenen, die Raum zu Assoziationen freilassen. Dafür konnte er aber eine halbe Stunde nach Beginn schon vermelden: ausverkauft. Ebenfalls um diese Zeit konnte sich Ingrid Pröller über den Verkauf der kompletten 20-teiligen Serie „Blätterstücke“ (jeweils 18x24 cm, Öl auf Leinwand) an einen Sammler freuen. Sie wird noch neue Arbeiten nachliefern – falls nötig wohl auch noch nachproduzieren. Noch verfügbar sind Arbeiten von Jochen Höller, der Wittgenstein-Texte fein säuberlich in Streifen geschnitten und ästhetisch neu kombiniert hat. Ästhetisch ansprechen auch die Prints der Multimediakünstlerin Lia (siehe auch die artmagazine Serie zur Medienkunst), die aus ihrer eigentlich online zu generiereden Serie „Arcs 21“ stammen. Konzeptuelles ist auf einer dem schnellen Verkauf gewidmeten Veranstaltung kaum zu finden. Die französische Künstlerin Coralie de Gonzaga versucht es mit einem „Klassiker“: für die 80 Euro kann das Publikum sie „fort he purpose of their choice“ zwei Stunden lang mieten. Ideen die der zukünftigen Umsetzung harren verkauft der Südtiroler Hannes Egger. Fein säuberlich auf Papier skizziert, ästhetisch zerknüllt und Plastikfolie vakuumverpackt harren sie ihrer Wiederentdeckung und eventuellen Umsetzung. Insgesamt 250 KünstlerInnen präsentieren ihre Arbeiten beim diesjährigen ARTmART im Obergeschoß des Künstlerhauses wobei nach Organisator [esel] Lorenz Seidler der kommerzielle Aspekt gar nicht im Vordergrund stehen soll. Vielmehr sollen die KünstlerInnen – die ihre Werke auch selbst präsentieren müssen – auch Zeit zum Netzwerken finden. Ein Ansinnen, dem das Eröffnungspublikum jedenfalls vor lauter Kaufrausch keine Zeit ließ. Daran konnte auch die Inflation von knapp 14, 29 % nichts ändern – letztes Jahr galt noch ein Einheitspreis von 70 Euro.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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ARTmART 2010
17 - 21.11.2010

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Kurator kuriert sich selbst?
A. Z. S. | 17.11.2010 03:11 | antworten
Ein Organisator, der es nötig hat, im Hauptraum zentralst seine eigene Turner-Preis-verdächtige Kunst in den buchstäblichen Mittelpunkt zu hängen hat entweder ein enormes Ego- oder Erektionsproblem!(Wer das nicht zumndest peinlich findet, hat selbst einen ziemlichen Poscha.)

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