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Im Zwischenfeld von Schrift und Gegenstand

„Text Farbe Raum“. So unprätentiös ist eines der Bücher von Heinz Gappmayr benannt; erschienen anlässlich seiner Ausstellungen in den Jahren 2000 und 2001 im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und in der Galerie im Taxispalais in Innsbruck zum Anlass des 75. Geburtstags des Künstlers. Ähnlich unkompliziert trat er auch persönlich auf. Unverschnörkelt, ohne Sentimentalitäten, aber auch ohne plakative Etikettierungen aus dem Jargon globalen Trendsettings zu gebrauchen. Ihm entsprach eher die ruhige, zielbewußte Analyse. Wie kundig er die aktuellen Entwicklungen der Gegenwartskunst, wie auch der Architektur reflektierte, erstaunte allerdings kaum, agierte er doch in einer Zwischenzone dieser beiden kulturellen Ausdrucksformen. Dies scheint umso schwieriger zu fassen, je näher man heranrückt. Denn das zentrale Medium in den Bearbeitungen von Heinz Gappmayr ist die Schrift. „Gappmayrs Werk ist an der Nahtstelle zwischen Sprache und bildender Kunst angesiedelt. In seinen zahlreichen theoretischen Ausführungen unterstreicht der Künstler immer wieder den Zusammenhang seiner Arbeit mit der bildenden Kunst.“, merkt Silvia Eiblmayr an. Fast erstaunlich. Angedeutet ist darin, dass das Denken von Gapmayr, der so viele Werke im öffentlichen Raum realisiert hat, und dessen Konzepte unentwegt im Ausstellungsbetrieb präsent sind, die bildende Kunst zwar berührt, seine Auseinandersetzung aber das Verhältnis von Begriff und Gegenstand bzw. die visuelle Repräsentation und Rezeption von Schriftzeichen reflektiert. Auch wenn sich Lesbarkeiten im Zusamenhang von visueller oder konkreter Poesie ergeben, betonte er selbst immer wieder den intermedieären Ansatz seiner auf Text basierenden Werke, in denen er das fragile Verhältnis von Begriff und Gegenstand thamatisierte. „Die Differenzierung der Unschärfe zwischen Zeichen und Bezeichnetem durch die Schrift ist eine der Funktionen dieser Texte. Eine weitere ist die Präsentation von Begriffen in ihrer Realität und Selbständigkeit ohne Bezug auf ein bestimmtes Objekt.“ erklärte Gappmayr in seinen eigenen Worten. So ergeben sie Anknüpfungen an mehrere kulturelle Felder des 20. Jahrhunderts: An die Wiener Gruppe, die konkrete Poesie, an Dada oder auch den Surrealismus. Und hier auf der Ebene bildender Kunst an die Minimal Art und die amerikanische Konzeptkunst linguistischer Provenienz wie Robert Barry oder Lawrence Weiner. Kunstwerke im öffentlichen Raum – man kann sie als site-specific bezeichnen – setzte er in in Innsbruck, in Graz, in Klagenfurt, Bozen, Wien oder in Zug der Schweiz um. Wie Heinz Gappmayr das Eigenleben der Signifikanten, ihre Fähigkeit zu spiegeln und deren verstärkte Präsenz im Stadium der Fragmentierung oder überhaupt der Abwesenheit thematisierte, zeigt sich in Wien beispielsweise in dessen Werkgruppe „Raumtexte“ an und im Bereich der Hauptbücherei am Urban Loritz Platz. 2005 – 2006 realisierte er sie als permanente Installation auf Einladung der Initiative „Kunst im öffentlichen Raum Wien“. Am Montag, den 19. April verstarb Heinz Gappmayr im Alter von 85 Jahren in Innsbruck.
Mehr Texte von Roland Schöny

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