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Early Years: Überzeugungsarbeit

Das Neue Warschauer Museum für Moderne Kunst, welches erst im Jahre 2014 in der Hauptstadt Polens eröffnet werden soll, ist derzeitig in den Berliner Kunstwerken zu Gast. "Early Years", wie die Schau in den Kunstwerken bis zum 02. Mai 2010 betitelt wurde, ist zugleich der erste Teil einer Initiative zwischen Berlin und Warschau - in Kooperation mit der Stadt Mumbai, in der sich Künstler und Kuratoren mit den Illusionen und Glücksversprechen einer modernen Metropole beschäftigen. Der geplante Museumsbau in Warschau, entworfen von dem Schweizer Architekten Christian Kerez, ist das größte architektonische Konzept einer Reihe vieler in den letzten Jahren neu entstandener Museen in Polen. (Das artmagazine berichtete.) Gleichzeitig ist gerade dieses Museumsprojekt eines, an dem sich die Hoffnungen und Energien aber auch Probleme aufzeigen, die mit der Neugestaltung Warschaus nach der politischen Wende verbunden sind. Die vier Ausstellungsmacher, die für die Schau verantwortlich sind, wollen die Gründungsphase in den Fokus stellen und über diese noch einmal reflektieren. Es geht um die ersten Jahre der Initiative, die nicht nur mit einer Vitalität und Hoffnung der Verantwortlichen verbunden ist, sondern auch mit Kompromissen und Widerständen, die es bei einem Projekt dieser Größenordnung zu bewältigen gilt. Bereits am Eingang ist an der Arbeit Jan Smagas abzulesen, dass das Unternehmen „Museumsbau“ immer noch die letzten Hürden nehmen muss. Auf der Fotografie Smagas sieht man das Areal, auf dem das Gebäude entstehen soll. Der Vordergrund wird verdeckt durch eine riesige Eisschicht. Der "Eisberg" steht nicht nur für die bauliche Hürde sondern vor allem symbolisch für eine noch zu erlangende Akzeptanz in der polnischen Gesellschaft, das erhoffte Abschmelzen der Skepsis, mit der ein solches Projekt betrachtet wird. Wie schwierig es ist, vor allem in dieser Hinsicht zu überzeugen, beweist auch Artur Zmijewskis Videorarbeit aus dem Zyklus „Demokratien“. Der polnische Künstler thematisiert die Proteste von Händlern, die sich im Zentrum der Stadt vor einer riesigen provisorischen Markthalle entfachten, weil diese geschlossen werden soll - da an eben diesem Ort das zukünftige Museum entsteht. Man hört aus den Stimmen der Protestierenden eine laute Empörung, die den Besucher der Ausstellung verstehen lässt, dass die Macher des neuen Museums in Warschau noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, wenn sie mit ihrer Idee auch in der Bevölkerung ankommen wollen. Insgesamt zeigen sich jedoch in dem gesamten Projekt eine Vitalität und ein starker energischer Wille, der für eine Aufbruchstimmung steht, die in der ganzen Kulturszene Polens spürbar ist. Das gerade Berlin als Partner für die Ausstellungsinitiative ausgesucht wurde, hat wahrscheinlich nicht nur geographische Gründe. Die deutsche Hauptstadt hat sich im Laufe ihrer Geschichte mehrmals neu denken müssen und auch die Kunstwerke Berlin, sind als Institution im Zuge der politischen Wende entstanden. Die beiden Städte haben viele Parallelen. Die reanimierten Gewerbehöfe der ehemaligen Margarinenfabrik in der die Kunstwerke angesiedelt sind, markierten in den neunziger Jahren bekanntlich den Beginn einer neuen Ära. Das neue Museum in Warschau wird dieses mit seinem Konzept und Gebäude sicher auch tun.
Mehr Texte von Berenika Partum

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Early Years
28.02 - 02.05.2010

KW Institute for Contemporary Art
10117 Berlin, Auguststraße 69
Tel: 0049 (0) 30. 24 34 59 0, Fax: 0049 (0) 30. 24 34 59 99
Email: info@kw-berlin.de
http://www.kw-berlin.de
Öffnungszeiten: Mi-Mo 11-19, Do 11-21 h


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