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Jaume Plensa - Freud`s Children: Prüfe Dich!

Die ewige Wiederkehr der Selbstprüfungen bis hin zur Kasteiung, das prägt das künstlerische Universum des Katalanen Jaume Plensa, dessen neueste Arbeiten bei Mauroner in der Residenz und den großzügigen Galerie-Räumlichkeiten am Ignaz-Rieder Kai gezeigt werden. Man trägt schwer an sich selbst, von der Welt und den äußeren Umständen ist da noch gar keine Rede. Selbstzweifel, Ungewissheit, unerfülltes Verlangen, das sind einige der thematischen Ansätze Plensas. Der Kampf der Geschlechter wird zum Kampf mit sich selbst. Für Plensa bedeutet dies unauflösbare Zerissenheit. Begriffe wie "Liebe" erfahren hier weitreichende und zudem beunruhigende Erweiterungen. Außer in einem Land wie Spanien, das dermaßen vom Katholizismus geprägt wurde kann man sich schwer einen Künstler wie Jaume Plensa denken. Das ist der Nährboden, aus dem seine Auseinandersetzung mit den Schriften Freuds, hier nun in Bilder und Objekte gefasst, hevortritt. Nur so ist ein derart radikales Objekt wie ein aus einem Schnurknäuel hervordringender eregierter Penis, umschlossen von Kupferdrähten herleitbar. "Extermination", so der Titel klingt wie ein inquistorischer Schlachtruf: das Lustvolle ausrotten, die Begierde nicht nur zügeln, sondern endgültig kalt stellen. Plensa spricht in seinen Objekten und Bildern auch von der Unmöglichkeit dessen, was nicht sein kann und deshalb nicht sein darf. "Blood love me", ein in Schreibschrift gestalteter Bronze-Schriftzug über einer flachen Schale rührt an ein Tabu. Aus reiner Liebe wird unreine Liebe. Dies zu verhindern ist Aufgabe moralischer wie gesellschaftlicher Konventionen, eine Grenze, die nur durch den Tabubruch überschritten werden kann. Eindrucksvoll ist zudem die Installation der Zinkwannen und bronzenen Gesichtsmasken, deren geöffnete Augen endlos tränen in der Dependance am Ignaz-Rieder Kai. Das Ideal der Liebe ist irgendwo auf der Strecke geblieben. Die Tränen die hier vergossen werden, gelten dem aussichtslosen Unterfangen jemals wieder zu einander zu finden. Das ist keineswegs spekulativ, sondern die ganze, bittere Wahrheit.
Mehr Texte von Thomas Kahler

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Jaume Plensa - Freud`s Children
26.07 - 18.09.2003

Galerie Academia
5020 Salzburg, Residenzplatz 1
Tel: +43 662 84 51 85, Fax: +43 662 620 609
Email: office@galerie-mam.com
http://www.galerie-mam.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17, Sa 11-14 h


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