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Anselm Kiefer - Am Anfang: Neues vom Mythen-Meister

Es ist nicht leicht Anselm Kiefer für eine Ausstellung zu gewinnen. Da braucht es schon Beharrlichkeit. Nun also sind, nach längerer Vorbereitungsphase, eine Reihe von Arbeiten bei Thaddeus Ropac in der Kast-Villa zu sehen, die weitere Einblicke in das fast als hermetisch zu bezeichnende Werk des Mythomanen Kiefer geben. Skulpturen und großformatige Malerei, kabbalistische Verschlüsselungen in fahler Farbigkeit werden geboten. Wieviele Schattierungen Erdtöne zulassen, das weiß Anselm Kiefer wohl sehr genau und setzt diese tonig-erdige Palette immer wieder in seiner künstlerischen Arbeit ein. Schriftspuren finden sich ebenfalls immer wieder. "Die Worte sind meist eingeschrieben als eine Evokation, als Namen mit einer bestimmten Aura", so Kiefer. Dass sich damit vielfältige Bezüge öffnen, ist durchaus gewollt und beabsichtigt. Statt der Leichtigkeit des Seins, schwingt hier inhaltlich schicksalhafte Unentrinnbarkeit mit, ohne Aussicht auf ein glückliches Ende. Im Schmerz, so mag man meinen, liegt tiefere Wahrheit. Nichts und niemand kommt hier ungeschoren davon. So liegt ein Kriegsschiff, aus Blei gefertigt, als hätte es der Mael-Strom Poe`s wieder ausgespien, lädiert auf von rostigen Armierungen durchzogenem Betontrümmern: Erinnerungen an Katastrophen die tiefreichende Spuren hinterlassen haben. Mit bedeutungsschweren Arrangaments kennt sich Kiefer aus, lässt einen bleiernen Folianten auf Sapphos leerer Brautkleider-Larve rasten. Auch manch andere dieser leeren Hüllen haben sehr an ihren Lasten zu tragen. Kiefers "Cornelia", Sinnbild einer Braut im Nato-Stacheldraht, ohne jegliche Hoffnung auf einen rettenden Helden, ist eine weitere dieser verloren wirkenden Hüllen. Man kann sich in diesem Netz der Privat-Mythologie, die sich für interpretative Befragung kaum eignet, durchaus verfangen. Bildhaft-alchemistisch und labyrinthisch führt der Weg hin zur tieferen Bedeutungschichten.
Mehr Texte von Thomas Kahler

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Anselm Kiefer - Am Anfang
26.07 - 13.09.2003

Galerie Thaddaeus Ropac
5020 Salzburg, Mirabellplatz 2
Tel: +43 - 662 881 393, Fax: +43 - 881 39 39
http://ropac.net
Öffnungszeiten: Im August Mo-Sa 10-18 h
Di-Fr 10-18, Sa 10-14 h


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