Werbung
,

William N. Copley - Easy to read Storybook: Reise um die Welt in achtzig Jahren

Auf der Einladungskarte zur Ausstellung von William Copley in der BAWAG Foundation ist ein Foto zu sehen, auf dem vier Herrschaften eine Einladungskarte halten. Es sind illustre Gestalten, Inkunabeln einer Zeit, die dereinst als orthodoxe Moderne in die Geschichte eingehen wird. René Magritte, Marcel Duchamp, Max Ernst und Man Ray geben sich von links nach rechts ihr Stelldichein und neben der Tatsache, dass sie irgendwie den Surrealismus miterlebt haben, sind sie alle zwischen 1887 und 1898 geboren. William Copley hat auch den Surrealismus miterlebt und er ist Jahrgang 1919. 1966 hat er im Amsterdamer Stedelijk eine Personale, deren Vernissage das erlesene Quartett der krawattenbehängten Herren versammelt. Sie waren Künstler der Galerie, die Copley in den vierziger Jahren führte. Ausgestattet mit dem Geld seines Adoptivvaters, zeigte er die europäischen Klassiker, doch das Ganze war ein Flop. Beverly Hills erwies sich als unfruchtbares Terrain. 1951 ging Copley nach Paris und so falsch es war, ganz im Westen einen Laden zu eröffnen, so tat sich auch im weiten Osten nicht mehr viel. New York war das Zentrum, mit den Großformaten und Großspurigkeiten der abstrakten Expressionisten, während Copley niedliche Wimmelbilder malte, nette, adrette Sexszenen, versehen mit einer sanften und sehr eindeutigen Ironie, die dem schillernden Zynismus der sich bald anschließenden Pop Art nicht gewachsen war. 1965 ging Copley nach New York und da hätte er vielleicht nach Kalifornien gehen sollen, denn die Conceptual Art eines Bruce Nauman hätte gezeigt, was Körperlichkeit ist: die komisch-comichaften Verwegenheiten Copleys jedenfalls nicht. 1968/69 brachte Copley insgesamt sechs Künstlermappen auf den Markt, mit Namen wie James Lee Byars oder Lawrence Weiner. Copley war offenbar ein guter Impresario. Das mit dem Malen dagegen hätte er auch bleiben lassen können. Dem eigenen, nun ja, Künstlertum sieht man sehr deutlich an, dass er sich an den richtigen Orten zur falschen Zeit aufhielt. Immerhin war Copley der allererste, dem Duchamp sein soeben fertiggestelltes "Etant Donnés" zeigte. Es ist Duchamps letztes Werk. Das mit dem Spät-Dran-Sein war Copleys Schicksal.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

William N. Copley - Easy to read Storybook
09.07 - 07.09.2003

BAWAG Foundation
1040 Wien, Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15
Tel: +43 1 504 98 80 38, Fax: +43 1 504 98 80 39
Email: foundation@bawagpsk.com
http://www.bawag-foundation.at
Öffnungszeiten: Di bis So, feiertags 11 bis 18, Do bis 20 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: