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Österreich Pavillon: Bruno Gironcoli: Es ist nie zu spät

67-jährig zählt Bruno Gironcoli zu jenen Ausnahmeerscheinungen der Kunstszene, welchen trotz ihrer Anerkennung bei anderen KünstlerInnen der internationale Durchbruch bis dato versagt blieb. Mit einem Budget von 300.000 Euro wurden nun sieben seiner raumgreifenden Objektmaschinen in den österreichischen Josef Hoffmann-Pavillon in die Giardini verschifft. Kasper König, der seine Funktion als Biennale-Kommisär des Österreichpavillons von einer Nominierung Bruno Gironcolis abhängig machte, hat eine akzeptable Auswahl früher und aktueller Werke getroffen. Versäumt wurde allerdings jene Grafiken mit auszustellen, die einen Zugang zu Gironcolis bisweilen Déja Vue-Effekte auslösende, aber zum Teil sperrigen Ikonografie ermöglicht hätten. Dennoch, ein erster Vorgeschmack auf die geplanten Gironcoli Museen auf Schloss Herberstein und auf der Wiener Donauplatte zeichnet sich ab. Bruno Gironcoli, selbst schwer erkrankt, werkt im Kampf gegen die Zeit an der Zertrümmerung seiner Aura als internationaler Außenseiter. Erfolgreiche KünstlerInnen wie Franz West haben bei ihm studiert. Im Wechselbad von Triebhaftigkeit und Depression, Kitsch und Organizität hat sich Gironcoli der Enge des kulturellen Diktats entzogen und Tabuthemen wie den Austrofaschismus durch Faschismuszitate aufgegriffen. Der Auslöschung der Vaterfigur und der Reduktion des Männlichen auf den Phallus werden die Mutter-Kind Beziehung, sexuelle Repression oder Sehnsüchte nach Utopien gegenübergestellt. Wenn sich Peter Weiermair in seinem Katalogtext mit einer Flucht ins Absurde begnügt, so lässt dies vermissen, dass Gironcolis überbordende Organizität und die Deformation des Realen in Verbindung mit dekorativen Elementen des Kitsches durchaus Charakteristiken der Abject Art in sich trägt. Ob Gironcoli mit den sexuellen Konnotationen von Madonnendarstellungen bereits in den siebziger Jahren den kompromissloseren Schlingensief abgegeben hätte, sei dahingestellt, dessen fuluminantes Medienecho blieb ihm mangels Drang nach Selbstinszenierung vorenthalten.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Österreich Pavillon: Bruno Gironcoli
15.06 - 02.11.2003

Österreichischer Pavillon - La Biennale di Venezia
30122 Venezia, Giardini della Biennale
https://www.biennalekneblscheirl.at
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h, Fr, Sa bis 20 h,
Montag geschlossen außer 25/07, 15/08, 5/09, 19/09, 31/10, 21/11


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