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Lampen und Lichtobjekte

Die Magie des Lichts Reizvolle oder funktionale Lösungen für Innenräume ergeben sich nicht nur durch Mobiliar. Licht spielt dabei eine ebenso große Rolle. Namhafte Architekten haben sich deshalb schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ganz im Sinn zusammenhängender, stimmiger Gesamtkonzepte mit der Gestaltung von Beleuchtungskörpern beschäftigt. Der Weg vom dekorativen oder funktionalen Leuchten zum "Lichtobjekt" reicht dennoch über mehr als 60 Jahre. Wer nun Lampen oder Lichtobjekte zu sammeln beginnt hat es nicht leicht, hat doch jedes Modell einen eigenen Licht-Charakter. Und der kann Räume ganz speziell in Szene setzen. Licht in Form und Funktion Jede Designepoche hat ihre speziellen Ikonen. Das ist im Fall von Lampen nicht anders. Einer der bekanntesten nach wie vor produzierten Entwürfe ist die von Karl J. Jucker und Wilhelm Wagenfeld 1923/24 am Bauhaus in Weimar entworfene "Tischlampe aus Glas": stilistisch zeitlos und damit heute noch gültig. Aus der ersten großen Zeit der Bauhaus-Metallwerkstätten sind ebenso noch Arbeits-Lampen zu finden, die von Marianne Brandt für die Firma "Kandem" entworfen wurden. Maßgeblich auf dem Gebiet der Massenfertigung formschöner Arbeitslampen am Weimarer Bauhaus war zudem Christian Dell, der in den späten dreissiger Jahren mit seinen Entwürfen unter der Bezeichnung "Kaiser-Idell" firmierte. Mit etwas Glück kann man solche Lampen mit dem geprägten Schriftzug heute noch günstig auf Flohmärkten erstehen. Anders ist dies bei "Mazda"-Lampen, die in ihrem Herkunftsland Frankreich zur Zeit des Art-Deco viele Schreibtische zierten. Ihr schlanker konischer Stil und der kelchförmige Schirm aus opakem Glas macht sie unverwechselbar. Doch obwohl sie in den 30er und 40er Jahren in großer Stückzahl produziert wurden, werden diese Lampen immer rarer. Die Nachfertigungen stehen zwar in punkto Fertigungsqualität den Originalen kaum nach, erreichen aber die für Modelle aus den 30er Jahren erzielten Preise nicht. Leuchtende Preishöhen Sehr gesucht und deutlich preislich ausgereizt ist das Modell "Lampadaire", als Steh oder Deckenlampe, des französischen Designers Serge Mouille aus den Jahren 1950-55. Hier muß man tatsächlich tief in die Tasche greifen und einige tausend Euro locker machen, um solche Stücke, die derzeit in Designauktionen hoch in Kurs stehen, erwerben zu können. Indes, vor Fälschungen ist man, klettern die Preise einmal in solche Höhen, nicht mehr gefeit. Anders die Jieldé-Arbeitsleuchte von Jean-Louis Domecq, entworfen 1958. Sie rangiert noch immer in einem vertretbaren Preisrahmen. Das Land innovativen Lichtdesigns bleibt allerdings Italien und einer der Großen auf diesem Gebiet Achille Castiglioni: wer dessen Stehlampe "Toio" einmal gesehen hat, der behält sie für immer in Erinnerung. Wahrhaftig ein radikaler Entwurf, der dem Italiener 1962 da gelungen ist. Dabei ist eigentlich wenig dran: man nehme den Reflektor eines Autoscheinwerfers, ein Metallgestänge, Ösen einer Angelrute und einen frei sichtbaren Transformator und schreibt solcherart Designgeschichte. Gerade darum hat, Castiglioni sei Dank, die "Toio" ihren Preis. Ab 3000 Euro darf man sich an dem gelungenen Kunststück erfreuen, mit dem hier recht Gegensätzliches zu einer äußerst reizvollen Kombination zusammengefunden hat. Ein weiteres Highlight aus Castiglionis Ideen- Werkstatt gefällig? "Arco", die wohl am häufigsten kopierte Stehlampe, die mit kühnem Bogenschwung zentrales Licht bringt. Licht wird`s im Norden Hat es mit der langen, dunklen Jahreszeit zu tun, dass einige der interessantesten Lampenentwürfe, die auch nach 40 Jahren noch begeistern können, aus Skandinavien kommen? Die Antwort darauf fällt nicht leicht, allerdings rangieren Designer wie Poul Henningsen oder Verner Panton mit ihren Lichtobjekten ganz oben auf der Weltrangliste. Warum dies so ist, läßt sich an solch maßgeblichen Entwürfen wie dem "PH Zapfen" von Henningsen, weniger prosaisch auch als "Artischocke" bezeichnet, deutlich ablesen. Verner Panton hingegen zeichnete u.a. für raumgreifende, flirrende Lampenentwürfe ( "Shell Fun I DM") aus kreisrunden Muschelplättchen, fast schon "Lichtmobile" und im Original recht kostspielig, verantwortlich. Abhilfe schafft hier die Billigimitation aus Fernost aus schnödem Plastik. Den wahren Connaisseur kann so etwas natürlich nicht beeindrucken. Das schafft nur das Original und sonst gar nichts. Ebenso beeindruckend und schon mehr Lichtobjekt, denn konventionelle Lampe: Pantons Hängelampe "VP Globe", kombiniert aus sphärischen Elementen und Reflektoren. Eine gesuchte Rarität mit klarem Wertzuwachs Molto Luce made in Italy Zurück nach Italien: manche der Lichtobjekte italienischer Provenienz haben schon seit den 70ern Kultstatus. "Passiflora" von Superstudio ist beispielsweise eine leuchtende Pop-Art-Ikone der besonderen Art. Nicht weniger interessant und damit wahre Sammlerstücke, die sich mitunter auf italienischen Flohmärkten noch finden lassen, sind die von Kartell produzierten Leuchten des leider jung verstorbenen Joe Colombo. Die linear-technoiden Lichtobjekte Gianfranco Finis, die Licht eine Form geben, um Atmosphäre zu erzeugen, zeigen, wie experimentell und zugleich pragmatisch italienische Architekten und Designer in den 60er und 70er Jahren im Umgang mit Licht waren. Nicht minder innovativ: Plexi- und Acrylglas, dazu fallweise Aluminium als bevorzugte Materialien um Modernität im Material auszudrücken. Mit der Postmoderne in der Architektur und der Gestaltung von Möbel-Design für Innenräume wurde zu Beginn der 80er Jahre der Umgang mit Licht spielerischer: "Memphis"-Mitbegründer Ettore Sotsass ist hier zu nennen, ebenso wie Matteo Thun, der Lichtobjekte entworfen hat, die ihre architektonisch-funktionalistischen Anleihen nicht verleugnen. Echt oder Falsch ? Was einen bei Jugenstil-Lustern schon in Irritation versetzten kann, ist bei vielen der hier vorgestellten Lampen und Lichtobjekten nicht weniger prekär. Je höher das Preisniveau, desto höher auch die Gefahr dass spezielle Modelle ganz einfach gefälscht werden. Ob echt oder falsch, das zu entscheiden ist folglich nicht einfach und meist nur über eine lückenlos dokumentierte Provenienz herauszufinden. Vorsicht ist bei Modellen geboten, die noch immer produziert werden (z.B. "Mazda"-ähnliche Schreibtischlampen), oder Lampen von bekannten Designern, die nach wie vor aufgelegt werden. Als Design-Liebhaber kann man solche Stücke ruhigen Gewissens erwerben. Beim gezielten Aufbau einer Sammlung sollte man allerdings Originalstücken in jedem Fall den Vorzug geben. Literatur Im Rahmen von regelmäßigen Design-Auktionen werden immer wieder Lampen von namhaften Designern angeboten. Die zu den Auktionen erscheinenden Kataloge bieten hinsichtlich der Preis-Bestimmung gute Anhaltspunkte. Als Standardwerk kann empfohlen werden: Moderne Klassiker - Möbel, die Geschichte machten; Verlag Gruner + Jahr, Hamburg. Ausserdem mit einer Fülle an Bidlmaterial und einem Kapitel über Lampen: 50s Decorative Art; Taschen Verlag, Köln; 60s Decorative Art; Taschen Verlag, Köln; 70s Decorative Art; Taschen Verlag, Köln Designauktionen in denen immer wieder Lampen angeboten werden: Dorotheum www.dorotheum.com Im Kinsky www.imkinsky.com Quittenbaum www.quittenbaum.com
Mehr Texte von Thomas Kahler

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