Rainer Metzger,
Dreams and conflicts - The dictatorship of the viewer: Kuratoren und andere No-Name-Produkte
Carsten Höller hat vorgeschlagen, keine Namen zu nennen. Doch leider ist sein "No Names"-Vorschlag zu spät bei den Verantwortlichen angekommen, und so findet sich eine Unzahl von Einzel- und Gruppennamen auf dem Zettel, den man am Eingang zur Abteilung "Utopia Station" innerhalb der von Francesco Bonami für die Biennale versammelten Kuratorenschauen in die Hand gedrückt bekommt. Jetzt steht auch Höllers Name auf dem Zettel und mit ihm die verhinderte Anonymisierung. Im Großen und Ganzen aber ist der Effekt zum Projekt der gleiche. Ob es 200 Leute aufgelistet findet oder niemanden, ist dem Gedächtnis letztlich egal. Was bleibt ist sowieso der Eindruck des Unüberschaubaren.
Und was bleibt sind die Kuratorennamen, denn die sind höchst überschaubar. In acht Sektionen hat Bonami seinen Gesamtzuständigkeitsbereich gegliedert, angeführt und in Reih und Glied gefügt von illustren Kollegen, die die Aufmerksamkeit für sich haben. Teil eins hat Bonami selbst besorgt, Teil zwei gilt, kommandiert von Gilane Tawadros, dem zeitgenössischen Afrika, Teil drei, von Igor Zabel in die Fasson gebracht, fragt nach den Chancen und Avancen der Conceptual Art in der Gegenwart, Teil vier, von Hou Hanru befehligt, widmet sich urbanistischen Visionen aus Asien, Teil fünf, dessen Führung Carlos Basualdo übernommen hat, spürt Überlebensstrategien hinterher, Teil sechs, überwacht von Catherine David, untersucht die Szene in den arabischen Ländern, Teil sieben, kontrolliert von Gabriel Orozco, gräbt eine aktuelle Ready made-Ästhetik aus und Teil acht stellt sich unter der Observanz von Hans-Ulrich Obrist und Rirkrit Tiravanija als eben jene "Utopia Station" dar, die sich am meisten Beachtung und dem Meta-Kurator Bonami noch ein Stück Reputation gleich mit verschafft hat.
Der Geist der Unverkennbarkeit waltet unverkennbar über den Sektionen und es ist eine Geschmacks- wenn nicht eine Kriterienfrage, welcher man den Vorzug gibt. Wir würden, sollte es das geben, den bronzenen Löwen Orozco zuerkennen, den silbernen Tawadros und den goldenen Zabel, schon deswegen, weil er Florian Pumhösl dabei hat, Art & Language auch, und damit kann unsereiner eben etwas anfangen. Apropos etwas anfangen: Die eherne Zitrone geht wie immer an Obrist.
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Dreams and conflicts - The dictatorship of the viewer
15.06 - 02.11.2003
La Biennale di Venezia - Arsenale & Giardini
30122 Venezia,
http://www.labiennale.org
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h, Fr, Sa bis 20 h,
Montag geschlossen außer 25/07, 15/08, 5/09, 19/09, 31/10, 21/11
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