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Lacaton & Vassal - Jenseits der Form: Mut zum Fast-Nichts

Kacheln mit üppigen florealen Girlanden und Arabesken überziehen die Gewölbe des Cafe "Una" im Museumsquartier: Dieser Eingriff der französischen Architekten Anne Lacaton und Jean Philippe Vassal zauberte einen Hauch von Orient und damit Muße und Laissez-Faire in unsere Breiten. Mit viel Intuition, Recherche und unkonventionellen Lösungen führte das Duo - meist zum Minmalbudget - die Dimension der Poesie wieder in die Architektur ein. Pflanzen, Stoffe, Grünhäuser, Aquarien sind für Lacaton & Vassal ebenso Baumaterialien wie Stahl, Glas und Beton. Die Energie, die andere in Präsentationen stecken, fließt hier in präzise Analyse des Ortes, intensiven Austausch mit Nutzern, Anrainern, Professionisten, interdisziplinäres Erforschen geeigneter Materialien. Das Konzentrat all dieser Prozesse führt zum einzigen, maßgeblichen Plan. Dokumentation gibt es keine, das Endprodukt steht für sich. International Furore machte ihr "Palais de Tokyo" in Paris. Als die Kosten beim geplanten Kino explodierten, verordnete man den Baustopp. Inspiriert vom Basar in Marokko, bewahrten Lacaton & Vassal hier das Faszinosum einer Dauerbaustelle. Als Zentrum zeitgenössischer Kunst zieht das "Palais" heute nicht nur einschlägig Interessierte, sondern alle Pariser an. Mit Fast-Nichts erzeugen sie fast-luxuriösen Reichtum an Raumqualität. In Afrika planten sie ein Strohhaus mit schattenspendendem Sheddach auf Sanddünen, die "Maison à Coutras" besticht mit Glasdach aus zwei Gewächshäusern, das nicht nur lichtdurchfluteten Raum, sondern thermischen Höchstkomfort zum Mindestpreis bietet. Bei den "Maisons à Mulhouse" soll das Prinzip in Serie angewandt werden. Lacaton & Vassal haben Mut zum Fast-Nichts. Hingerissen von der stillen, gewachsenen Schönheit der Place Léon Aucoc in Bourdeaux, wollten sie den Ort belassen, wie er war. Ihr Entwurf: Eine schlüssige Argumentation, die den Bürgermeister überzeugte. Sachte Sanierung war alles, was geschah. "Architektur ist wie Kleidung: Ein Haus besteht aus Schichten, die das Leben bekleiden, das sich unter seinem Dach ereignet!" Wer unterm "Una"-Gewölbe sitzt, begreift die Architektur von Lacaton&Vassal.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Lacaton & Vassal - Jenseits der Form
26.06 - 06.10.2003

Architekturzentrum Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 522 31 15, Fax: +43 1 522 31 17
Email: office@azw.at
http://www.azw.at
Öffnungszeiten: tägl. 10-19h


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