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Transgression- ein fotografischer Diskurs: Ein fotografischer \"Diskurs\"

Die Schau beginnt verheissungsvoll. Eine Strandszene von Franz Gertsch wirft sich in die Brust, großformatig, von knalliger Gegenwärtigkeit, ein Stück malerischer Delikatesse. Gerade hat man sich das Treppenhaus hochgearbeitet, liest etwas von \"fotografischem Diskurs\" und glaubt tatsächlich, jenes kostbare Zusammenspiel zu vernehmen, in dem ein Ausstellungskonzept und eine Betrachterneugier harmonieren. Gertsch malt auf das exakteste Fotos nach, und er bedient sich ihrer als Medium: Als Exponent der späten Sechziger arbeitet er sich an der Theorie ab und damit an dem paradoxen, von Altmeister Greenberg vorgetragenen Gedanken, daß gemalte Bilder flacher sein sollten als belichtete Bilder. Gertsch gelingt dabei ein klassischer Medientransfer. Doch hat sich die Ausstellung in den Kopf gesetzt, statt des Transfers oder der Transformation gleich eine \"Transgression\" vorzuführen, und so gelingt ihr alsbald nichts mehr. 26 künstlerische Positionen fügen sich zum wilden Durcheinander, und der \"fotografische Diskurs\" landet in der Kakophonie. Da mag Arnulf Rainer übermalen, Uli Aigner ein Video inszenieren, Arno Popotnig Dias an die Wand werfen und Wolfgang Reichmann das Fotogramm bemühen. Irgendwie mit Licht und Bild und Welt hat das schon zu tun. Und mit Überschreitung hat es auch noch zu tun. \"Transgression\", so heißt es vor Ort, \"steht in diesem Zusammenhang für eine Erweiterung der Grenzen, ein Überschreiten von Feldern\". Diese Erklärung ist nicht falsch. Daß aber ein \"Diskurs\" herauskommen soll, wenn man dergestalt über die Stränge schlägt, läßt sich allein per schierer Logik in Abrede stellen. Eine Jury hat Künstlerhaus-Mitglieder ausgewählt, um sie sich, neben Weltmeistern wie Rauschenberg und Baldessari, auch beteiligen zu lassen an der großen Grenzgängerei. Vielleicht mußte sich Kuratorin Margit Zuckriegl deswegen der schieren Diffusion überlassen. Andererseits gilt der Drang zu allem, was sich für Anders und Darüberhinaus halten läßt, immer schon als avantgardistisch, dissident und sonstwie verwegen. Man sieht im Künstlerhaus beispielhaft, wohin das führt. Die Ausstellung propagiert einen Status Quo jenseits der Konventionen. Es ist ein Status Nirgendwo.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Transgression- ein fotografischer Diskurs
10.08 - 09.09.2001

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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