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Mythos Art Club - Der Aufbruch nach 1945: Mythen leben länger

Wir schreiben das Jahr 1947, braune Schatten der Vergangenheit geistern noch in vielen Köpfen, aliierte Truppen wachen über Recht und Ordnung. Wie Phoenix aus der Asche entsteigt der Art-Club dem Schutt der zerbombten Häuser Wiens, entfaltet bis Mitter der Fünfziger rege Aktivitäten. Nach ein paar Überblicksschauen nistet sich die Künstlerformation um ihren schillernden Präsidenten Albert Paris Gütersloh 1951 im "Strohkoffer" (© Wotruba) unter der Loosbar ein. Im idyllisch mit Schilf verkleideten Kellerlokal wuchert die Keimzelle des Kunst-Widerstands, verbreitet aus dem Untergrund neues Gedankengut und mischt das fast im Koma liegende Kulturleben auf. Fieberhafte Tätigkeit entspinnt sich in Ausstellungen, Lesungen, Konzerten, viele Stile und Persönlichkeiten von Bertoni, Biljan-Bilger, Leinfellner, Hausner bis zur "next generation" Hundertwasser, Hutter, Rainer, Lassnig treffen aufeinander. So weit die Legende vom "Mythos Art Club." Was bleibt von der Kunst der ersten Stunde nach dem zweiten Weltkrieg? Fern von Schutt, Asche und Strohkoffer-Aura ermöglicht die Schau "Mythos Art Club" einen distanzierten Blick auf die Produktion der Gruppe. Güterslohs Stilleben entpuppen sich als oberflächlich-detailverliebt. Opulente Ansammlungen von Dingen damaliger Sehnsucht: luxuriöse Blumen und Zierrat. Wolfgang Hutter: Narziss in Reinkultur, der dem eigenen idealisierten Abbild huldigt. Der "Art Club" wirkt heute insgesamt etwas fahl und angestaubt. Rohdiamanten, die im schnellen Ruhmesglanz des populären Hundertwasser und der fantastischen Realisten untergingen, lassen sich sehr wohl finden. Fritz Janschka gewinnt dem Surrealismus bitterböse Bissigkeit ab, Edgar Jenés "Porträt Paris Gütersloh" entbehrt idealisierend-eitler Sicht, sein "Sohn des Nordlichts" beeindruckt. Unvermindert eigenständig bleibt Maria Biljan-Bilger. Ihre Skulpturen und "Geburt meines Kindes" verbinden Archaisches mit Individuellem. "Das Unendliche" von Greta Feist dringt in neue Gefilde der Malerei. Als der Art-Club in den letzten Zügen liegt, dräut mit Maria Lassnig und Arnulf Rainer schon eine neue Ära jenseits des Geschmäcklerischen am Horizont. Der entkleidete Mythos sagt viel über Osterreich. Erfolg hatte vor allem das Schöne und Angenehme. Höchste Zeit, sich dem anderen zuzuwenden.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Mythos Art Club - Der Aufbruch nach 1945
08.06 - 07.09.2003

Kunsthalle Krems
3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
Tel: +43-2732 90 80 10, Fax: +43-2732 90 80 11
Email: office@kunstalle.at
http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: Di - So und Mo wenn Feiertag 10-18 Uhr; in den Wintermonaten 10-17 Uh


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