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Operation Figurini: Eine soziale Plastik: Wem gehört die Stadt?

Das von Christoph Steinbrener initierte und organisierte Projekt Operation Figurini deckt als umfassendes Wienporträt die Unschärferelationen zwischen dem ungelösten Dilemma von künstlerischer Autonomie und einer sozialen Praxis als Aktion, Information und multiple Störung auf. Der Konfrontation mit gesellschaftspolitisch und in der urbanen Struktur relevanten Phänomenen wie dem Verschwinden öffentlicher Märkte setzt Steinbrener das Aufstellen von acht Märktständen an drei verschiedenen Märkten über jeweils eine Zeitspanne von vierzehn Tagen entgegen. Dabei wird den an diesem interventionistischen Projekt beteiligten KünstlerInnen keineswegs eine Auflösung des Objektbegriffs abverlangt. Dieser existiert weiter in Gestalt von als grüne Boxen konzipierten Märktstanden, an welchen Multiples von KünstlerInnen wie Almut Rink, Barbara Holub, David Moises, Claudia Plank und Hans Werner Poschauko verkauft werden. Zugleich finden durch das thematische Crossover von Begriffen wie Herrschaft, Wissenschaft, Natur und Religion auf den einzelnen Ständen Kooperationen mit WissenschaftlerInnen statt. Der Begriff der sozialen Plastik, mit dem einst Joseph Beuys das Credo vertrat, dass jeder ein Künstler bzw. eine Künstlerin sei, wird von Christoph Steinbrener in eingeschränkter Form dadurch redefiniert, dass KünstlerInnen als IdeensponsorInnen auftreten und sich in andere gesellschaftliche Bereiche einmischen. Wie sehr durch die Stadt eine ganz persönliche Geschichte mitgetragen wird, gelangt in Amina Handkes Jebo-te Kollektion zum Ausdruck, in der jedes Unikat als Alltagskleidung seine Geschichte des Anderen in sich trägt. Doch wie Christoph Steinbrener eingesteht, wäre es naiv zu glauben, dem Sterben der Märkte so Einhalt gebieten zu können. Dennoch formuliert das Projekt eine von den StadtplanerInnen ernstzunehmende Kritik gegenüber den boomenden Shoppingmalls, die durch Überwachungsdienste den Zugang reglementieren und sozial einkommensschwache Bevölkerungsschichten ausschließen. Wie die Herrschaft über die Stadt nach ethnischen, geschlechtlichen, migrantischen Unterscheidungskriterien erfolgt, wird eindringlich nachvollziehbar. Kameliter Markt, 5.-17. Mai Meidlinger Markt 19.-31. Mai Viktor Adler Markt 2.-14. Juni
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Operation Figurini: Eine soziale Plastik
05 - 17.05.2003

Karmeliter Markt
1020 Wien, Karmelitermarkt 1-107
http://www.steinbrener.com/operation_figurini.html


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