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Levitate! – Schwebe!: Den Raum entheben

In der Ausstellung Levitate im freiraum Q21 setzt sich die russische Kuratorin Daria Khan mit der mythischen Kraft der Levitation auseinander, mit der Leute, Denkmäler oder Heiligenstatuen erhoben werden und in einem psychokinetischen Prozess ohne Hilfsmittel zu schweben beginnen. Momente der geistigen, seelischen oder physischen Levitation werden in den präsentierten Arbeiten in unterschiedlichem Maß ausgelotet und zeigen, wie sich Aspekte der Gegenwartskunst diesem Phänomen annähern. Der Freiraum mit seinen unterschiedlichen architektonischen Nischen eignet sich hier paradigmatisch, um mit den einzelnen künstlerischen Eingriffen den Raum seiner Strukturen zu entheben und die Blickachsen von diesem Weg auf die Arbeiten und deren Inhalte zu richten. So fordert die schwebende Screen-Architektur im Hauptraum BesucherInnen dazu auf, die im Inneren und Äußeren angebrachten Arbeiten aus unterschiedlichen Achsen zu betrachten, wodurch sich ein kaleidoskopisches Blickregime einstellt. Im Inneren zu sehen sind jene großformatigen Fotoarbeiten von Christian Jankowski, der in Polen eine Gruppe von Bodybuildern porträtierte, die an öffentlichen Plätzen in Warschau Skulpturen zu stemmen versuchen. An die esoterische Komponente dieses Phänomens erinnert ein plakativer Hinweis hoch auf einer der Glastüren, der an jenen Versuch am 21. Oktober 1967 anknüpft, als Anti-Vietnam AktivistInnen mit ihren Gesängen das Pentagon in Washington zum Schweben bringen wollten, aber naturgemäß in ihrem Versuch scheiterten. Mona Vătămanu und Florin Tudor lassen in ihrem Video leere Blätter als Manifest über die Siedlung von Alterlaa fliegen, die an kommunistische Zeiten in Rumänien erinnern, als Manifeste gegen das Regime verteilt wurden, in diesem Sinn sich jedoch auf das kapitalistische System und im speziellen auf die utopischen Architekturen richten, die gegen den Himmel streben und vom Boden abzuheben scheinen. Die Cooking Sections wiederum verweisen auf jene Landmassen, die rund um das Tote Meer im Versinken begriffen sind und teilweise zu Erdfällen und Löchern in der Wüste führen. Am Boden der Ausstellung können BesucherInnen über ein Loch treten, das mittels Plastikplane überzogen ist und ein Schwebegefühl hervorruft. Eine von der Decke abgehängte Tischplatte mit Löchern erinnert ebenso an dieses Phänomen, die während einer Dinnerperformance im Ausstellungsraum in multipler Weise dazu diente, um auf essentielle Meeres- und Vegetationsformen aufmerksam zu machen. Eine Ausstellung über die Leichtigkeit des Seins, die aus künstlerischer Perspektive jedoch kritisch und diskursiv betrachtet wird und an die Veränderungen aktueller Lebenssituationen mahnt.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Levitate! – Schwebe!
23.09 - 22.11.2015

MQ Freiraum
1070 Wien, Museumsplatz 1
https://www.mqw.at/mqfreiraum
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 h


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