56. Biennale von Venedig - Österreichischer Pavillon: Heimo Zobernig: So gut wie nichts
Zwar hat die Arbeit, die Heimo Zobernig für den österreichischen Pavillon auf der Venedig-Biennale entwickelt hat, ein Ausmaß von elfeinhalb mal 25 Metern, was der Länge und Breite des Pavillon-Inneren entspricht und somit die in diesem Raum maximal mögliche Ausdehnung ist. Zudem beansprucht sie auch die gesamte Höhe bis knapp unter den First, indem sie sowohl den Boden als auch die Decke miteinbezieht. Dennoch kann es gut sein, dass unvorbereitete Besucherinnen oder Besucher so gut wie nichts sehen oder allenfalls fünf einfache weiße Bänke registrieren, die parallel zu den Seitenwänden aufgestellt sind und damit an die in Museen oder anderen Ausstellungsräumen üblichen Sitzgelegenheiten erinnern. Vielleicht aber führen gerade sie auch auf die Fährte der aus mehreren Teilen bestehenden monumentalen schwarzen Skulptur, die Heimo Zobernig in den Pavillon gleichsam eingebaut hat. Vielleicht lenken sie die Blicke Blick also auf den Boden, der sich ausgehend vom zentralen – weißen - Mittelsteg auf gleichem Niveau wie ein Theaterboden nach beiden Seiten hin zu den Wänden erstreckt, den Raum damit zur Bühne und die Besucherinnen und Besucher mithin zu Akteurinnen und Akteuren macht. Und vielleicht auch zu der ebenfalls schwarzen Decke, die zur Gänze als skulpturaler Monolith von oben abgehängt ist, wie die um den ganzen Raum sowie sämtliche senkrechte Elemente (Zwischenwände, Säulen) verlaufende Schattenfuge erkennen lässt. Die Einbauten verstellen zwar den Blick auf das Dahinter – etwa auf die nunmehr verborgenen abschließenden Rundbögen zwischen den Säulen, die rundum in der Höhe verlaufende Fensterreihe oder die vom Mittelsteg hinunterführenden Treppen, die allesamt subtile Gesten der Macht und Repräsentation sind, mit denen die Architekten Josef Hoffmann und Herbert Kramreiter dem modernistischen Bau einen autoritären Subtext unterlegt hatten. Umso evidenter aber machen sie die Transformation des Raums zu einem Kunstraum, der durch die Wettbewerbssituation der Biennale, den sozialen Kontext des Kunstereignisses und das (garten-)architektonische Umfeld der Giardini sowie des zum Pavillon gehören Garten definiert wird (auch wenn die Veränderungen des Ausgangsraums nur für Insider nachvollziehbar sein mögen). Somit wird nicht nur das Publikum, sondern der gesamte Raum inklusive dem Leerraum zwischen Boden und monolithischer Decke zum Element einer einzigen, ebenso einfachen wie zugleich komplexen Skulptur, die sich die Dimension des Ausstellungspavillons und seines Umfeldes letztendlich nicht nur formal, sondern auch thematisch zur Vorgabe genommen hat.
08.05 - 22.11.2015
Österreichischer Pavillon - La Biennale di Venezia
30122 Venezia, Giardini della Biennale
https://www.biennalekneblscheirl.at
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h, Fr, Sa bis 20 h,
Montag geschlossen außer 25/07, 15/08, 5/09, 19/09, 31/10, 21/11