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Schloss Weilburg in Baden: Symbol einer Liebe - Erzherzog Carl und Henriette von Nassau - Weilburg: Vergängliches adeliges Glück

Die Kaiservilla in Baden zeigt in ihren Räumlichkeiten bis November eine kleine historische Schau zum ehemals prunkvollen Schloss Weilburg in Baden. Sie erläutert anhand des Lebens der Gründer Erzherzog Carl und Henriette von Nassau ihren modernen und ungewöhnlichen Lebensstil und die turbulente europäische spätnapoleonische Epoche. Am 17. November 1815 heiratete die protestantische Fürstentochter Henriette von Nassau den österreichischen katholischen Erzherzog Carl aus den habsburgischen Landen. Die Hochzeit, die für den Sommer im hessischen Nassau geplant war musste kurzfristig verschoben werden da Napoleon von Elba geflohen war und nach einer Herrschaft von 100 Tagen erst bei Waterloo im Juni endgültig geschlagen wurde. Erzherzog Carl, zeitweiliges Oberhaupt der österreichischen Truppen, wurde erneut zu den Waffen gerufen und musste seine Hochzeit verschieben. Carls Berühmtheit und mythische Verehrung wurzelte im Jahr 1809 als er Napoleon die erste Niederlage bei Aspern zufügte. Militärisch war dieser Erfolg unbedeutend. Psychologisch hingegen enorm wichtig, da erstmals das militärische Genie Napoleon besiegt worden war. Später kam es zwischen Carl und Kaiser Franz wegen militärischer Fragen zu Zerwürfnissen. Carl zog sich mehr ins Privatleben zurück. Genau hier setzt die Badener Ausstellung an. Erzherzog Carl durfte sich auf Grund seiner militärischen Erfolge eine Frau jenseits katholischer Trennlinien suchen und entschied sich für die 17-jährige protestantische Henriette von Nassau. Henriette die von ihrer Mutter ohne Gouvernantenstab erzogen worden war, tat dies auch bei ihren eigenen sechs Kindern, die sie mit Carl gemeinsam aufzog. Bei einem Ausflug ins Helenental und einer Rast soll Henriette von Nassau ihren Mann angeregt haben über eine Sommerresidenz in dieser Umgebung nachzudenken. 1820 erging an den damaligen Stararchitekten Joseph Kornhäusel der Auftrag. Erzherzog Carl hatte im Jägerhaus in Baden wo er mehrmals zu Gast war, die komfortablen Lösungen von Kornhäusel kennengelernt. Am 4. Juni 1823 wurde das Schloss bezogen. Das Schloss das in einem Modell in der Ausstellung zu sehen ist, hat einen mehrachsigen Mittelteil dem ein achtsäuliger Portikus vorkragt. Weiters verfügt es über Seitenteile und abschließende dreigeschossige Pavilliontürmchen an die in einem Rondo Stallungen anschlossen sind. Es war insgesamt 187 Meter lang und verfügte über 43 Fensterachsen. Es hatte rund 200 Wohn- und Wirtschaftsräume. Betrachter wir in der Ausstellung das Modell und Reste der komfortablen Inneneinrichtung – Josef Klieber und die Möbelfirma Danhauser stattete die Räume aus - so stellt man wehmütig fest, dass heute von dem Schloss kein Stein mehr übrig geblieben ist. Die langsame bis laute Devastierung des Prunkbeispiels einer fürstlichen Sommerresidenz begann nach dem Zusammenbruch der Monarchie. Der Enkel von Carl, Erzherzog Friedrich, der Erbe der Weilburg lebte nach dem Zusammenbruch der Monarchie vorwiegend in Ungarn und kümmerte sich wenig um das Schloss. Die Vernachlässigung ging unter seinem Sohn Albrecht weiter. 1936 wurde das Schloss an die deutsche Wehrmacht vermietet, die dort Ausrüstungsmaterial und Lebensmittel lagerte. Am 2. April 1945 wurde von unbekannter Hand Schloss Weilburg in Brand gesetzt und brannte 14 Tage lang aus. Die Wasserspeicher die Erzherzog Carl vorsorglich gebaut hatte, waren wohl nicht gefüllt. Nach dem langen Brand war der Großteil des Schlosses zerstört. Den Rest besorgten die Einquartierungen der Russischen Armee nach 1945. Das Schloss war noch immer in Albrechts Besitz und wurde über Umwege 1960 an die Baufirma Löscher verkauft. Die Abrissschritte dauerten bis 1964 und endeten mit der Sprengung des Portikus. Neben der komfortablen Lebensweise des Erzherzogspaar und ihrer Liebe zueinander, die auch als Briefwechsel in der Ausstellung zu sehen ist, ist es vor allem die Zerstörung dieses Baujuwels und die Vergänglichkeit von Schönheit die dieser Ausstellung zu Grunde liegt. Denn die Weilburg und ihre Besonderheit ist bis heute ein Thema in der Stadt Baden.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Schloss Weilburg in Baden: Symbol einer Liebe - Erzherzog Carl und Henriette von Nassau - Weilburg
25.04 - 01.11.2015

Kaiserhaus Baden
2500 Baden, Hauptplatz 17
Öffnungszeiten: Di – So und Feiertage, 10 – 18 Uhr


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