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Fate of alien modes: Umgänglichkeit und Unumgänglichkeit

Wer fände nicht die Duschszene in Hitchcocks "Psycho" großartig, die Treppensequenz im Panzerkreuzer Potemkin oder Fassbinder im Ganzen. Die Rechenschaftsberichte von Kinogenießenden häufen sich dementsprechend, und auch das artmagazine.cc hat mittlerweile eine kinematografische Abteilung. Dummerweise haben Freude und Faible für Film kein rechtes Medium: Beim Nacherzählen schlafen die Leute ein, beim Still-Abbilden kommen sie nicht mit, und den Motion Pictures in Gestalt von Bewegung zu begegnen hieße, nun ja, das Kind mit dem Bade ausschütten. Harald Szeemanns 1996er Ausstellung im Wiener Depot führte beispielhaft vor, wie man scheitert. Constanze Ruhm, die sich jetzt in der Secession ihren eigenen Reim aufs Kino macht, ist eindeutig weniger gescheitert. Auch ihre Zusammenstellung ist eine Hommage, eine Sentimental Journey zu wichtigen Passagen ihrer intellektuellen Biografie. Als Profi sieht sie die Filme weniger delektierend als auf ihre Brauchbarkeit hin, vor allem auf ihre syntaktischen und medialen Eigenschaften hin. Kino ist nicht Plot und Thrill und schon überhaupt nicht Massenkultur. Die Kuratorin leistet sich gleich die Unterscheidung von "Mainstream- und Avantgarde-Kino" . Entstanden ist eine Präsentation, die filmische Prinzipien Revue passieren lässt, aber das Prinzip Revue scheut. 1984 publizierte Laura Mulvey ihr einflussreiches "Visual Pleasure and Narrative Cinema", und aus einem Geist, der das Genießerische, das immer auch das Voyeuristische ist, bannen will, indem er das Erzählerische kassiert, arbeitet auch und immer noch, was die Secession zeigt. Entstanden aber ist allemal eine gute Ausstellung. Gegen die Dunkelkammer-Exerzitien, wie sie auf der letzten documenta ihre Observanz hatten, ist eine Vorstellung von Helligkeit und Aufklärung angetreten. Es gibt Stage Sets von Angela Hareiter zu sehen, Schallplatten mit eingedosten Geräuschen von Jack Goldstein, Vitrinen mit Erinnerungsstücken an wichtige Zeitschriften. Das Spektakulärste stammt von Judith Barry, eine Projektion mit Vorder- und Rückseite, nach wie vor kritisch-sezierend wie seinerzeit, als Mrs. Mulvey den Ton angab, aber auch umgänglicher geworden in der Ästhetik etwa von James Coleman oder Rodney Graham. Umgänglich ist Constanze Ruhms Arbeit nicht. Womöglich noch nicht.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Fate of alien modes
10.05 - 22.06.2003

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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