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Sylvia Ferino

„Dass sich Wunschkonzept und Endergebnis eines solch gewaltigen Wagnisses gerade bei einem Künstler vom Kaliber Velazquez`nicht decken können, ist vielleicht verständlich, waren hier doch leider die Versicherungswerte bei der Auswahl der Werke und letztlich auch beim Ausstellungskonzept mitbestimmend. Wir sind freilich zuversichtlich, dies in bewährter Weise verbergen zu können.“ Man muss eine Souveränität besitzen, die sich von über Jahrzehnte aufgebauten Erfolgen nährt, um sich solcherart auf seine Camouflage-Technik berufen zu können. „Velazquez, endlich!“ ist der Text, aus dem gerade zitiert wurde, überschrieben. Er ist das letzte, womöglich auch das ultimative Katalog-Vorwort, mit dem sich Sylvia Ferino-Pagden an ihr Publikum wendet, bevor sie nun ihr Haus, das Kunsthistorische Museum, nach 25 Jahren verlässt. Ruhestand nennt man das beschönigend, doch wie Nina Schedlmayer ihr vor einigen Wochen entlockte, wird die Frau Leiterin der Gemäldegalerie an der Hertziana in Rom weitermachen und die frische Italianität ihres Werks und ihrer Wirkung dort weiter ausloten. Die Souveränität ihrer Präsentationen konnte sich Sylvia Ferino leisten. Natürlich stand eine Kollektion hinter ihr, bei der es sich herrlich mit den Pfunden wuchern ließ. Es gehörte zu den Alleinstellungsmerkmalen dieser Kuratorin, dass sie sich das nicht zweimal sagen ließ. Nicht immer ging alles, das versteht sich von selbst. Dann aber wurde es in bewährter Weise verborgen. So kamen mit die schönsten Schauen zusammen, die ich in meinem Leben gesehen habe, namentlich die 2006er Bellini-Giorgione-Tizian, zusammen mit der National Gallery in Washington auf die Beine gestellt, die jetzige, die endlich-endgültige zu Velazquez, aber auch die Ausstellung von 1997 zu Vittoria Colonna. Hier beginnt ihr Vorwort im Begleitbuch mit der Frage, ob die Muse und Mäzenin Michelangelos auch ohne den Meister und seine Einschlägigkeit zu einer Darbietung gekommen wäre, die ihren Namen groß vor sich her trug. Im Prolog zur 2001er El Greco-Personale stellt Sylvia Ferino wiederum fest, dass die Veranstaltung „fast hundert Jahre im Verzug“ wäre. Gern macht sie auf Understatement in ihren Einführungen, sehr genau wissend, wieviele Lösungen sie dann doch zu ihren Fragestellungen parat hat. Und schließlich: „Was täte die Kunstgeschichte“, so stellt sie zum Änigma Giorgione 2004 fest, „wenn alle Probleme schon gelöst wären?“ Vor sieben Jahren habe ich sie an dieser Stelle schon einmal verabschiedet: artmagazine.cc/content32419.html. Nachzulesen ist hier auch die Richtigstellung durch das KHM. Nein, damals ist Sylvia Ferino noch nicht in Pension gegangen. Sie würde noch einiges in petto haben. Jetzt allerdings ist es passiert. Arrivederci, Signora. Es gab viel zu lernen und fast noch mehr zu sehen in Ihren Ausstellungen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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