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Kreuz über quer

Nach einhelliger Meinung war die sechste Diagonale in Graz nicht die beste ihrer Art. Trotzdem füllten sich die fünf Säle der Festival-Kinos wie noch nie. Einerseits entspricht das der steigenden Popularität dieser Woche des österreichischen Films in Graz, andererseits mag es aber auch damit zusammenhängen, dass es wahrscheinlich die letzte Diagonale gewesen ist. Aus dieser Perspektive gestaltet sich der Rückblick auf diese Woche vielleicht ein wenig milder, trotzdem: Unter den ausgewählten 120 Arbeiten aus allen Sparten des aktuellen österreichischen Filmschaffens waren große Würfe selten. Angesichts der zahlreichen Dokus und selbst Spielfilme über historische, politische und Problemthemen fragt man sich: Liegt es an der Auswahl oder ist der österreichische Film derzeit tatsächlich so engagementdominiert? Immerhin bescherte diese Tendenz dem Publikum gleich drei Dokumentationen von zum Teil sehr jungen FilmemacherInnen über die - ganz verschiedenen - politischen Aktivitäten von Familienmitgliedern während der NS-Zeit. Ein anderes dominantes Thema war Ex-Jugoslawien vor, während und nach dem Krieg. Die österreichischen Produktionen wie Michael Pfeifenbergers gar nicht uninteressanter Spielfilm "011 Beograd" und mehrere Dokus erhielten dabei eine kaum zu erreichende Konkurrenz durch die Special Guest-Reihe der kritischen und politisch provozierenden Arbeiten des serbischen Filmemachers Zelimir Zilnik. Ganz und gar unpolitisch sind zwei der gelungensten Dokumentationen. "Stossek 1968-86" ist eine Montage von Super-8-Filmen des Wiener Elektroingeneurs Walter Stoschek, der Urlaubsreisen und andere interessante Ereignisse seines Lebens im Stilgemisch zwischen Wochenschau, handgestricktem Werbefilm und Amateurdoku aufzeichnete. "I Am From Nowhere" dagegen handelt von dem ostslowakischen Dorf Miková, aus dem Andy Warhol kam. Angeheizt durch den Medienrummel träumen die 150 Bewohner von ihren "15 Minuten", die ihnen die Doku letzlich zuteil werden lässt. Großes Kino wurde dann doch noch gezeigt und zwar im Rahmen eines Specials, das dem aus Graz stammenden Drehbuchautor Carl Mayer gewidmet war. Ihm verdankte das Diagonale-Publikum Klassiker wie "Das Cabinett des Dr. Caligari", "Der letzte Mann", "Sunrise" und "Der träumende Mund". Danke, Herr Mayer, es war toll. Graz, 24. bis 30. März 2003 www.diagonale.at
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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