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Möbeldesign

Vom wahren Wert des Designs Möbeldesign-Sammler haben es schwer. Dies nicht nur wegen des teils beträchtlichen Angebots bei einschlägigen Händlern, wie im Internet oder gut bestückten Auktionen zu diesem Thema im In - und Ausland. Denn zunächst gilt es ein Sammelgebiet fest zu legen. Den Markt und damit das Angebot zu studieren ist deshalb ratsam. Der wahre Sammler kauft nicht das erst Beste und nicht allein im Hinblick auf möglichen Wertzuwachs. Nicht größtmögliche Rendite, sondern persönliche Vorliebe sollte maßgebend sein. Dazu ist es notwendig, soviel wie möglich über die Stücke zu wissen, die man erwerben möchte. Sammelgebiet festlegen Für engagierte Sammler bieten sich in unseren Breiten reizvolle Gebiet an: Italien, Skandinavien, teils auch Deutschland und die Schweiz, sowie Österreich und die Vereinigten Staaten haben auf dem Gebiet "Möbeldesign" Beträchtliches zu bieten. Zur geographischen Festlegung kommt die thematische Eingrenzung des Sammelgebietes. Manch einer sammelt nur Stühle, ein anderer entscheidet sich für einen bestimmten Designer um nach und nach eine kleine aber feine Kollektion zusammen zu stellen. Raum für Entdeckungen gibt es hier nach wie vor und das ist mit das Reizvolle. Ein Dilemma gibt es allerdings: obwohl man via Internet nach bestimmten Stücken suchen kann, und auch über Designauktionen im In - und Ausalnd fündig wird, zudem Design-Ausstellungen immer wieder aktuelle Ansätze bieten, liegt das Thema "Recherche" doch im Argen. Zuschreibungen erfolgen oftmals schnell und sind nicht immer wirklich fundiert und damit abgesichert. Wer beispielsweise österreichisches Design der 40er bis 60er Jahre sammelt, der ist in der Regel auf den Händler (z.B. Kovacs, Wien, Lichterloh Wien, Rauminhalt, Wien, Klaus Engelhorn, Wien) seines Vertrauens angewiesen. Ein Blick in Werkverzeichnisse könnte hier Abhilfe schaffen. Die existieren aber meist nur in Ausnahmefällen (z.B. Josef Frank, Oswald Haerdtl). Auf internationaler Ebene ist die Lage nicht ganz so hoffnungslos. Material ist hier, wenn auch nicht im Überfluß, so doch vorhanden. Östereichisches Design des 20. Jahrhunderts Mitte der achtziger Jahre erschien im Löcker-Verlag ein richtungsweisender Band mit dem Titel "Design ist unsichtbar". Zusammen mit dem bei Residenz edierten Band "Die Radikalisierung der Phantasie - Design aus Österreich" wurde erstmals ein großer Bogen gespannt, um speziell österreichischem Design im internationalen Vergleich Geltung zu verschaffen. Nachholbedarf gibt es derzeit genug, sind doch qualitativ hochwertige Jugendstil-Möbeln preismäßig kaum mehr erschwinglich. Die Aufarbeitung österreichischen Möbeldesigns seit den 20er Jahren (Wiener Werkbund: Josef Frank, Oswald Haerdtl u.a.) wurde - ähnlich wie bei Mobiliar des Jugenstils -hauptsächlich von ambitionierten Händlern betrieben. Möbelentwürfe von Roland Rainer, Johannes Spalt, E A. Plischke, Anna Lülja Praun und Margarethe Schütte-Lihotzky, werden nun - im internationalen Kontext gesehen - höher bewertet. Die Einstiegspreise für Sammler sind deshalb auch beträchtlich im Steigen begriffen. Für den Stadthallenstuhl Roland Rainers muß man z.B. im Fachhandel mit bis zu Euro 1000,- rechnen. Die Frage der Reeditionen Wie stellt sich nun aber die Situation für den Sammler dar, der sich mit einigen schönen Stücken ein Sammlung von Möbelklassikern aufbauen möchte? Manche Design-Klassiker wurden über die Jahrzehnte hinweg immer wieder neu aufgelegt. Der "Barcelona Chair" (MR 90, 1929) von Ludwig Mies van der Rohe, der "Lounge-Chair" von Charles & Ray Eames sind hierfür ein gutes Beispiel, auch der schon erwähnte "Stadhallenstuhl" von Roland Rainer oder Entwürfe von Arne Jacobsen (Modell 3217). Andere Modelle, wie manche Entwürfe von Josef Frank werden, ohne zeitliche Unterbrechung, nach wie vor produziert. Für Sammler ist das Original immer die bessere Wahl, vorausgesetzt, der Erhaltungszustand ist dementsprechend. Wobei Reeditionen aus den 60er und 70er Jahren (z.B. von Cassina, Fritz Hansen, Hermann Miller, Vitra) durchaus ebenso ihren Wert besitzen. Vorsicht ist bei nicht-authorisierten Kopien geboten. Ihr Wiederverkaufswert ist gering. Irritationen können übrigens auch Stücke auslösen, die teils zeitgleich mit den Originalen entstanden, aber unauthorisiert, von aus- wie inländischen Unternehmen kopiert wurden (z. B. Stadthallenstuhl Roland Rainer, Stapelstuhl Roland Rainer, Sessel Anna Lülja Praun, Kopien von Eero Saarinnen). In solchen Fällen ist nur eine eindeutige Dokumentation, wie sie der Fachhandel bietet eine verlässliche Hilfe. Bei manchen Auktionshäusern und Angeboten aus dem Internet ist hingegen Vorsicht geboten. Zustand und Erhaltung In der Regel handelt es sich auch bei Möbel-Designstücken immer um Mobiliar, das benutzt wurde. Leichte Gebrauchspuren sind in den meisten Fällen nicht wertmindernd. Maßvolle Restaurierungsmaßnahmen sind bei hochwertigen Stücken sinnvoll. Aber nicht jedes Möbelstück ist per se ein Design-Klassiker. Da kommt es schon auch auf den Entwurf (z. B. Verner Panton) oder die produzierte Menge an. Auch anonymes Design (Werksentwürfe) kann für Sammler einen hohen Stellenwert haben. Der tatsächliche Wert liegt aber immer unter dem zuordenbarer Stücke. Schwierig wird es bei verbrauchten Deko-Stoffen. Da ist der Gang zum Polsterer und somit beträchtliche Investition unvermeidlich. Handelt es sich dabei um Stücke deren Wert diesem Aufwand entspricht, so ist das Geld gut investiert. Das ist beispielsweise auch dann der Fall, wenn sie sich nicht mehr in Produktion befinden (Z.B. "Senior Chair" von Marco Zanuso). Totalrestaurierungen sind in einigen Fällen zwar unumgänglich. Sinnvoller ist es jedoch, wenn möglich den Originalzustand weitgehend zu erhalten und nicht etwa, weil Stahlrohr nicht mehr ganz perfekt erhalten ist, das Gestell komplett neu zu verchromen. Literatur Im Kölner TASCHEN-VERLAG sind zahlreiche Bände zum Thema Möbeldesign (unlängst Skandinavien) erschienen. Diese Bände bieten einen guten Überblick über eine Vielzahl an Entwürfen und biografische Angaben zu den jeweiligen Designern. Auktionskataloge die anlässlich von Design-Auktionen herausgegeben werden (u.a. Christies, Dorotheum, Quittenbaum, Von Zezschwitz) können ebenfalls zur Information dienen. Händlerwebsites Das Kunstwerk Klaus Engelhorn Lichterloh Patrick Kovacs Rauminhalt
Mehr Texte von Thomas Kahler

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