Werbung
,

Sichtbar und unsichtbar

Die Architektur von Erich Steinmayr und Friedrich Mascher ist so unsichtbar, dass man sie kaum zu Gesicht bekommt. Seit die Vorarlberger 1992 den Wettbewerb für den Ausstellungs- und Studientrakt gewonnen haben, hat die Albertina eine neue Leitung bekommen, die auf große Gesten und große Namen setzt: Für den Eingangsbereich wurde ein Wettbewerb unter Zaha Hadid, Coop Himmelb(l)au, Wilhelm Holzbauer und Hans Hollein ausgeschrieben, den letzterer gewann. Dem Publikum wird vor allem Holleins Eingang ins Auge fallen, der die Albertina über die Schmalseite der Rampe erschließt. Auf Holleins Privatlogo in Form eines 64 m langen Titan-Flugdachs muss man derweil noch verzichten. Rolltreppen führen auf die Rampe, während die Fassade zur Augustinerstraße eine Reihe von Bullaugen bekommen hat. In Foyer und Shop wurde tonnenweise Gestein gekarrt, vornehmlich dunkler "Rosso Levanto"-Marmor und Travertin. Der trapezoide Hof, der früher seltsam verloren zwischen den muffigen Fünfziger-Jahre-Gängen lag, ist durch ein Glasdach zum lichten Verteilerraum geworden. Der vom Hof aus zugängliche Shop, eingerichtet vom Briten Callum Lumsden, gibt sich gediegen mit hell-dunklem Steinboden und in absurdem Schwarz gebeiztem Kirschholz. So stellt sich der Tourist wohl die Wiener Jahrhundertwende vor. Rolltreppen führen zwischen hinterleuchteten Milchglaswänden hinunter zum großen Ausstellungsraum, den Steinmayr/Mascher als lapidaren white cube gestaltet haben. Die dahinterliegenden Studiensäle sind Teil des Hochsicherheitstrakts und nur der Forschung zugänglich, so dass die Räume, die von einem ebenso unprätentiösen wie souveränen Umgang mit historischer Substanz zeugen, der Öffentlichkeit vorenthalten bleiben; leider auch der in die burggartenseitige Rampe gegrabene meditative "Studienhof", der sie mit Tageslicht versorgt. Im Folder sind zwei Aufnahmen des Steinmayr/Mascher-Trakts zu sehen. Die Namen der Architekten werden dabei im Gegensatz zu allen anderen nicht einmal erwähnt.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: