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Nicole Six und Paul Petritsch - Das Meer der Stille: Notizen zur Redimensionalisierung des Raumes

Die Arbeit von Nicole Six und Paul Petritsch setzt sich mit der Vermessung, Verschiebung und Transformation von Raum auseinander und untersucht geografische Parameter wie auch innerräumliche Dimensionsmomente. In der aktuellen Überblicksschau in der Linzer Landesgalerie zeigen die Künstlerlnnen einen Einblick in die Vielschichtigkeit, mit der sie konzeptuelle Raumauslotungen quer über den Planeten vornehmen. Letztere kulminieren im aktuellen Projekt „Das Meer der Stille“, das die Spuren der Apollo 11 Mission auf dem Mond aus dem Jahr 1969 im Maßstab 1:1 auf die Erde überträgt. Die am Mond hinterlassenen Spuren von Neil Armstrong und Edwin Aldrin werden auf einer Wiese nachgestellt und per Bildschirm in den Ausstellungsraum übertragen. Dadurch redimensionalisieren Six/Petritsch das Verhältnis zwischen Erde und dem All, das den Weltraum mit dem amerikanistischen Narrativ der „final frontier“ gleichsetzt und an zahlreiche Science Fiction Mythen anschließt. Die KünstlerInnen selbst nahmen Johannes Keplers Erzählung “Somnium sive astronomia lunaris” (Der Traum, oder: Mond-Astronomie) aus dem Jahr 1609 als Ausgangspunkt ihrer Recherche zum Beginn der Science Fiction Literatur, den Kepler kurz bevor er nach Linz kam verfasst hatte und in dem er eine Fahrt zum Mond imaginierte. Die unergründlichen Weiten der Erde untersuchten die KünstlerInnen 2004 in der Arbeit „Longitude/Latitude“, als sie den Atlantik Richtung New York auf dem Schiff überquerten und per Flaschenpost im Meer Nachrichten mit Koordinaten wie Datum, Längen- und Breitengrad versandten und die FinderInnen im Sinne einer Erweiterung konzeptueller Mail Art Formationen um Retournierung baten. Mit dem „Raumbuch“ erkundeten beide schließlich ihr New Yorker Atelier, in dem sie mit einem Blatt Papier in Din A4 Größe den Raum vermaßen und die Blatteinheiten 1:1 als fotografische Abzüge in Buchform festhielten. Innerräumliche Fragestellungen mit einer institutionskritischen Haltung zeigen sich auch in der Arbeit „Raum für 5‘16‘‘“, in der Nicole Six mit einem Kleinkalibergewehr auf zwei gegenüberliegende Videokameras zielt und nach 5 Min 16 Sek die beiden, aufeinander gerichteten Aufnahmen beendet. Diese, bereits in verschiedenen Institutionen praktizierte Arbeit wurde auch in Linz vor Ort realisiert und ist als Zweikanalprojektion im ersten Raum der Ausstellung zu sehen. Als ortsspezifisches Eingangsmoment führt sie über in ein eine Reihe geografisch bzw. Distanz-gebundener Arbeiten, die sich mit dem Verhältnis Erde / Mond, dem Null-Meridian und anderen kartografischen und vermessungstechnischen Konzepten auseinander setzt. Das dafür oftmals verwendete Motorrad Saxy wurde für die Ausstellung in all seine Bestandteile zerlegt, die auf einem Plateau in strenger Ordnung aneinander gereiht sind. Dadurch beziehen sich Six/Petritsch auf verschiedenste AkteurInnen, die in der künstlerischen Wahrnehmung und Vermessung jenes Raum-Zeitkontinuums eine zentrale Rolle spielen.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Nicole Six und Paul Petritsch - Das Meer der Stille
18.06 - 14.09.2014

Landesgalerie Linz
4010 Linz, Museumstrasse 14
Tel: +43 732 7720 52200, Fax: +43 732 7720 252199
Email: galerie@landesmuseum.at
http://www.landesgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-21 h


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