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Ernst Plischke als Möbeldesigner: Späte Ehrung

Man kann nicht sagen, dass Österreich mit Ernst A. Plischke besonders freundlich umgegangen wäre. Nach zwei aufsehenerregenden Einfamilienhäusern, dem atemberaubenden Arbeitsamt Liesing und einem Zwischenhoch mit der Verleihung des Staatspreises trieben die Politik und die Liebe zu seiner jüdischen Frau den Klosterneuburger so weit weg von Wien, wie es nur ging: In Neuseeland bauten sich beide eine neue Existenz auf. Der Rückholung mit Professur an der Akademie folgte in den sechziger Jahren die bittere Erkenntnis, dass in Österreich so gut wie keine Aufträge mehr zu erwarten waren. Plischkes heuer anstehender hundertster Geburtstag hat jetzt zu einer posthumen Aufarbeitung seines Werks geführt, die wohl auch seine Wertschätzung festigen wird. Für Laien nicht leicht konsumierbar sind anscheinend Plischkes Möbel: kein glamouröses Stahlrohr, keine flotten Freischwinger, stattdessen ruhige, kubisch reduzierte Formen, dunkles Massivholz mit leichtem Rohrgeflecht. Das alles ist nicht auffällig, bleibt aber in seiner Zeitlosigkeit und Harmonie, lässt man sich auf sie ein, zutiefst konsequent: Die Wiener Keramikerin Lucie Rie bewohnte ihre jetzt im Mobiliendepot zu sehende Plischke-Wohnung, die sie komplett mit in die Emigration nahm, siebzig Jahre lang. Parallel zur Ausstellung im Hofmobiliendepot zeigt die Wiener Akademie Plischkes Architektur in einigen Planzeichnungen, Modellen und inszenierten, retuschierten zeitgenössischen Schwarzweißaufnahmen, vor allem aber in sinnlich-schönen neuen Farbfotos. Zu sehen sind perfekt restaurierte und verführerisch ins Bild gesetzte Objekte. Von Plischkes Arbeitsamt in Gmünd sind nur zwei historische Fotos zu sehen, aktuelle wollte man dem Besucher, der keinerlei Informationen zum Zustand erhält, wohl nicht zumuten. Beim Arbeitsamt Amstetten wird nicht einmal klar, ob der Entwurf ausgeführt wurde. Aber Gebäude sind eben keine raffiniert auszuleuchtenden Filmdiven. Haben sie die Qualität eines Plischke, halten sie jedem Blick stand. Ausstellung in der Akadmie der Bildenden Künste: Ernst Plischke Das Neue Bauen und die Neue Welt, das Gesamtwerk (1010 Wien, Schillerplatz 3, bis 20.04.2003) www.akbild.ac.at
Mehr Texte von Iris Meder †

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Ernst Plischke als Möbeldesigner
20.03 - 29.06.2003

Möbelmuseum Wien
1070 Wien, Mariahilfer Strasse 88, Eingang Andreasgasse 7
Tel: +43-1-524 33 57
Email: info@moebelmuseumwien.at
https://www.moebelmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 h


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