Werbung
,

Joanna Rajkowska - The Light of the Lodge: Error im Resonanzraum

Joanna Rajkowska ist kompromisslos in ihrer künstlerischen Praxis. Pausenlos zweifelt sie Maximen der jeweiligen ideologisch gefärbten Denkmodelle und Wahrnehmungen an. Je nach historischem Kontext oder Ort lässt sie die Geschichts- und Erinnerungsrituale entweder im Sumpf versinken - wie vor kurzem in der Galerie Zak | Branicka, Berlin - oder aus der Verdrängung wieder auferstehen, wie im Fall ihres berühmten Projekts „Grüße von der Jerusalem Allee“ in Warschau. Die in der urbanen Landschaft auf der wichtigsten Kreuzung der Stadt stehende, künstliche Palme – das „körperliche Gegenstück“ und Zeugnis des Unsichtbaren – wirkt befremdlich und ist doch aus der polnischen Hauptstadt kaum wegzudenken. Attacken auf bestehende Systeme und deren Grundsätze weiß die polnische Künstlerin im öffentlichen Raum seit über zehn Jahren perfekt zu inszenieren, mediale Aufmerksamkeit ebenso auffällig zu erzielen. Gerade die Plastizität der Kunst im öffentlichen Raum bildet für sie einen Gradmesser der Freiheit in der Demokratie, die für Fehler und das Scheitern besonders anfällig sei. In Wien zeigt Rajkowska in ihrer ersten Solo Show zwei große Neon-Arbeiten, deren Rotlicht die Atmosphäre eines zerstörenden Brandes oder der Hölle beschwört. Vor zwei Jahren schmückten sie im Rahmen des Copenhagen Art Festival noch die königlichen Gebäude in Kopenhagen. Die Neons beziehen sich in ihrer umgestalteten Zeichensprache auf die Insignien und alten Symbole von Freimauerorden. In der Dorotheergasse 12, wo sich heute die Galerie Charim befindet, war die österreichische Großloge beheimatet, die von den Nazisozialisten ausgerottet wurde. Ein bewährter Grund für die Künstlerin ihrer praktizierten Dekonstruktionsmethode freien Lauf zu lassen und in Einzelarbeiten, wie im Objekt „God is Right“, in der Collage „The Great Architect“ oder in der mittels Schwarzlicht flimmernden Neonschrift „Error“ die Fehlerlosigkeit jeder ausschließenden, geheimnisvollen Weltordnung – ob religiöser, politischer oder kosmischer Natur – infrage zu stellen. Die instabile Identifizierbarkeit eines solchen Weltbildes spiegelt eindrucksvoll der den Galerieboden im Stile der Op Art perspektivistisch verzerrende schwarz-weiße Schachbrettmuster-Teppich mit dem Namen „The Blueprint“ wider – eine Raumordnung aus Wolle (mit einem markanten schwarzen Fluchtpunkt), die symbolträchtig historische Desaster sowie ein Schwarz-Weiß-Denken in ein ästhetisches Vergnügen ummünzt.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Joanna Rajkowska - The Light of the Lodge
16.05 - 07.06.2014

Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: