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Seth Price: Mehr Information - weniger Bedeutung

Öffnet man einen Brief, ist der Briefumschlag nicht selten auf der Innenseite mit einem Muster versehen. Ein generisches Muster, das manchmal in einer Beziehung zum Sender steht. Es ist eine Botschaft jenseits der eigentlichen Botschaft, für das der Umschlag nicht mehr und nicht weniger als die Kapsel ist. In seiner Ausstellung in den neuen Räumen bei Isabella Bortolozzi markieren solche Umschläge die neuen Gemälde von Seth Price (*1973 in Ostjerusalem). Vergrößert auf groben Holz, ohne Adresse werfen sie die Frage auf, wer da wem eine Nachricht sendet. Falls es eine Nachricht der Gegenwart an die Vergangenheit sein sollte, dann ist es das, was im osteuropäischen Kontext nicht grundlos noch immer als Postmoderne bezeichnet wird, die sich bei Seth Price zitatorisch an der Geschichte der Bilder orientiert und hier insbesondere das Quodlibet aufgreift, eine Variante des Trompe-l’œil. Im zeitgenössisch revidierten Stil der niederländischen Barockmalerei des 17. Jahrhunderts pinnt der in New York lebende Künstler, seine vergrößerten Umschläge auf hochformatige Tafeln und kombiniert Malerei und Collage in einem illustrativem Duktus. Der Bruch, konstitutiv für die künstlerische Dimension, erfolgt repräsentativ über die Formel kruder Materialität, das entfremdete Format und den Verzicht auf irgendwie geartete biografische Verankerung, die unter kalkuliertem Bedacht Kitsch und rührselige Anekdoten verweigert. Im Sinne Germano Celants perpetuiert Seth Price den Un–Expressionismus in einer Gestalt, die die Kommerzialisierung von Kunst im Sinne ihrer Negation auf den Spuren von Martin Kippenberger ebenso als Möglichkeit entlarvt, wie sie im Sinne Jeff Koons zu einer affirmativen Formel findet und absichtsvoll ein der Kunst ähnliches Produkt liefert. Seth Price schreibt mit seinen Bildern sinnvoll und entlarvend die Konzeption jenes Simulacrums fort, das Jean Baudrillard in seinen Texten erfasste: wir leben in einer Welt mit mehr und Informationen und immer weniger Bedeutung... Briefe ohne Inhalt und ohne Adressat...
Mehr Texte von Thomas W. Kuhn

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Seth Price
30.04 - 30.06.2014

Galerie Isabella Bortolozzi / Eden Eden
10783 Berlin, Bülowstraße 74
Tel: +49 30 26 39 49 85
Email: info@bortolozzi.com
http://eden-eden.com/
Öffnungszeiten: Sa 12-18 h


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