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Anri Sala: Call 0650-955530

Wer unter der oben angeführten Nummer untertags ein Taxi bestellt, der kann während der Fahrt gleichzeitig in den Kunstgenuss einer Soundinstallation des 29-jährigen albanischen Künstlers Anri Sala kommen, dessen Videos derzeit in der Kunsthalle Wien als umfassende Werkschau laufen. An den bisherigen Stationen des Soundprojekts "No Formula One no Cry - TAXI" wie Miami oder Paris lässt sich nachvollziehen, dass Anri Sala nach seinen Beteiligungen an der Manifesta 3, Ljubljana oder bei der Biennale in Venedig zu den gefragtesten jungen KünstlerInnen zählt. Beschallt wird man im Taxi mit der die Adrenalinproduktion fördernden Geräuschkulisse von Formel I Rennen und bellenden streunenden Hunden. Das Abkoppeln von bereits vorgezeichneten Realitäten dringt auch durch die Filme von Anri Sala, der derzeit in Paris lebt und in dessen Bildproduktionen sich die Grenzen zwischen Inszenierung, Fiktion, Dokumentation, Intimität und Distanz zu einer emotionalen Dichte verwischen. Wiederholt begegnet Anri Sala in seinen Arbeiten der urbanen Verwahrlosung seiner Heimatstadt Tirana in langsamen Kamerafahrten. Trotz des harmlosen Treibens von Fußball spielenden Jungen bekommt man in "Missing Landscape", 2001, ein Gefühl von Zeit- und Ortsverlust vermittelt. "Ich finde mich selbst in diesen Überlegungen wieder, ob ich die eigenen Realität oder die der anderen absurd oder surreal finde", entgegnet Anri Sala auf surreale Interpretationsversuche. In seinem Video "Intervista-Finding the Words", 1998, konfrontiert Sala seine Mutter mit ihrer Vergangenheit als Aktivistin der kommunistischen Jugendbewegung und damit mit der verhängnisvollen Lage einer ganzen Nation, die etwas hervorbrachte, das sie später bereute. Mehr als in "Intervista" hat Sala in "Nocturnes", 1999, die Kontrolle der Bilder übernommen und stellt sich den extremen Lebenssituationen zweier Einzelgänger. Während in seiner jüngsten Videoarbeit "Ghostgames" das Spiel mit Krabben am Meeresstrand durch das zunehmende Kippen ins Aggressive zu einer Metapher für die grausame Gewalt des Krieges wird.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Anri Sala
28.03 - 15.06.2003

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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