Werbung
,

Auge und Apparat: Der Reiz des Torsos

Was entscheidet mehr über das Aussehen einer Fotografie, das sehende Subjekt oder die aufzeichnende Kamera, das Auge oder der Apparat? Eine der drei Ausstellungen anlässlich der Wiedereröffnung der Albertina geht dieser Frage nach. Was sie zutage fördert, ist eine große Anzahl von Dauerleihgaben aus verschiedenen Sammlungen, deren Herkunft und Geschichte die Eckpfeiler des Ausstellungsthemas bilden. Die Albertina selbst besaß nur eine kleine Fotosammlung, die ab 1852 ohne Systematik erworben worden war. Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Sammlungszweig auch wieder aufgegeben und erst Ende 1999 wieder eingeführt. Zu den bereits vorhandenen Fotografien des 19. Jahrhunderts kamen nun – auf Dauer geliehen – die historische Vorbildersammlung der 1888 gegründeten heutigen Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt und das Archiv des Verlags Karl Robert Langewiesche, des ersten Verlags für Fotobildbände im deutschsprachigen Raum, hinzu. Weitere Leihgaben stammen aus der mit vielen Highlights aus der Geschichte der Fotografie ausgestatteten Sammlung Fotografis der Bank Austria. Vorwiegend historisch orientiert, ergeben die Bestände eine recht ungewöhnliche Mischung, nicht zu vergleichen mit anderen Fotosammlungen, die systematisch erworben wurden. Anstelle eines fotohistorischen Überblicks wie aus dem Lehrbuch treffen in der Ausstellung frühe, auf Basis von Papiernegativen entstandene Architekturfotos mit Wiener Motiven auf Autochrome (Farbfotos) vom Anfang des 20. Jahrhunderts, stehen Momentaufnahmen einer abgeschossenen Flintenkugel der künstlerischen Fotografie eines Rudolf Koppitz gegenüber und begegnen einander die gesammelten Ausgaben der ab 1904 erschienenen "Blauen Bücher" des Langewiesche-Verlags mit Fotos von Albert Renger-Patzsch oder Paul Wolff und die Straßenszenen von Viktor Angerer, Lisette Model und William Eggleston. Doch das macht den Reiz dieser Ausstellung aus: Ihr Thema ist nur ein Gedankengerüst, auf dem mit Mut zur Lücke die ungewöhnlichen Fotoschätze der Albertina ausgebreitet sind. Ein großer Teil der Arbeiten entstand im späten 19. Jahrhundert. Was sie zusammenhält, war ebenfalls ein Thema dieser Zeit. Es ist die Attraktion des Fragmentarischen.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Auge und Apparat
15.03 - 08.06.2003

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: