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Kunst - Der Große Österreichische Staatspreis: Opernball im 20er Haus

Bücher bei den Literaten, Gemälde bei den Malern, Pläne bei den Architekten und Hörbeispiele bei den Komponisten. Revolutionäres hat sich Kurator John Sailer nicht einfallen lassen, um den Trägern des "großen österreichischen Staatspreises" ihren Auftritt im speziell zu diesem Zweck aus seinem Dornröschenschlaf geholten 20er Haus zu inszenieren. Es herrscht, und das hat die Ausstellung mit den Ausgestellten gemein, das Prinzip Repräsentation. Seit 1950 dürfen sich in Österreich Kulturproduzierende ganz offiziell und wohlbestallt für staatstragend halten. Die ersten zwei Jahrzehnte, als man derlei offenbar noch nötiger hatte, wurde der Staatspreis in bunter Menge vergeben, seit 1970 geht er an eine Persönlichkeit pro Jahr. Es gibt ein Honoratiorengremium, das "Senat" heißt und sich aus den Preisträgern zusammensetzt, eine Art Académie, die den neu zu Dekorierenden vorschlägt. Die Unsterblichen werden überragt von Hans Hollein, dem seit 1999 amtierenden Präsidenten. "Ein weiteres Bekenntnis zur innovativen Rolle der Kunst und des Kunstsenats" habe man in diesen Jahren demonstriert, schreibt John Sailer im gut 450 Seiten einnehmenden Katalog, "eine Gesinnung, die auch mit der Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises an Wolf D. Prix und Helmut Swiczinsky im Jahre 1999 sowie an Gert Jonke 2001 unterstrichen wird." Dass dazwischen der Beton-Klassizist Wilhelm Holzbauer drankam, verschweigt der Kenner, wie es auch nicht weiter von Belang sein wird, dass der geläuterte Aktionist Günter Brus, aber nicht der unermüdliche Blut-und-Hoden-Aficionado Hermann Nitsch behängt wurde, zwar Hundertwasser, Avramidis, Attersee sich in die Brust werfen, aber nicht Valie Export. Aber es ist sowieso wie beim Opernball. Die Innereien dürfen nicht zu sichtbar sein, und wenn man sich dann in die grosse Garderobe wirft, wird sehr schnell offenbar, dass sich entweder Falten oder Spreckringe angesammelt haben. Mit der Ausnahme vielleicht von Coop Himmelblau und der säkularen Figur Maria Lassnig kommt das Defilée entsprechend angejahrt daher. Da würde dann auch eine aufregendere Präsentation nichts mehr helfen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Kunst - Der Große Österreichische Staatspreis
28.02 - 06.04.2003

20er Haus
1030 Wien, Arsenalstraße 1
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr


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