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Rundgang 2014: Viel ungenutztes Potential

Viele gute Ideen, aber in der Umsetzung oft mangelhaft und unausgegoren, so präsentiert sich der diesjährige Akademie Rundgang 2014. Eine positive Ausnahme bildet hier eine in sich ruhende Fotoarbeit von Doris Panholzer, welche im hinterleuchteten, auf einem Podest stehenden Rahmen wunderbar jene chaotische und improvisierte Atmosphäre die in solchen Atelierräumen herrscht, thematisiert. Die Qualität dieses Objektes liegt dabei in der Spannung zwischen der sehr ausgewogenen Komposition der Formen und Farben und dem scheinbar zufälligen und völlig willkürlich scheinenden Motiv. Schade, dass sich sonst kaum jemand die Mühe gemacht zu haben scheint, auf die besondere Situation einer solchen Schau einzugehen. Vor allem das ehemalige Semper Depot verlangt geradezu nach einer Auseinandersetzung mit seiner Architektur und Geschichte, weshalb dort eingebaute White Cubes besonders widersinnig erscheinen. Das Potential des Raumes zu nutzen und eine spannende Installation zu präsentieren gelingt einzig den Künstlerinnen Elisa Bergmann, Johanna Meßner und Agneska Vavrinova mit ihren „Intim“ betitelten, hängenden Objekten aus gestricktem Lycra. Was die klassische Disziplin der Malerei betrifft, so fällt vor allem auf, dass sich diese angenehm auf ihre Stärken zu besinnen scheint und nicht mehr versucht, um jeden Preis zeitgemäß zu wirken. Hier fällt neben einigen sichtlich talentierten aber noch etwas unsicheren KünstlerInnen vor allem Chiriac Marcela auf, die völlig ohne jeden Bezug zur Gegenwart scheinbar historische Bilder in der Tradition der Präraffaeliten, Symbolisten und Impressionisten ausstellt und so einen technisch sehr anspruchsvollen Kontrapunkt zu den vielen an Dada und Neodada orientierten Objekten bildet. Dass bei einem derartigen Angebot an Platz und durchaus vorhandenem Talent nicht wesentlich spannendere Ausstellungen konzipiert wurden, ist – fürchte ich – auch auf einen Mangel an Realitätsbezug in der Ausbildung zurückzuführen. Denn wie sonst ließe sich erklären, dass weder eine durchgängige Beschriftung noch sonst irgendeine Form der „Besucherinformation“ zu finden ist. Wie wenige StudentInnen über eine eigene Homepage zu verfügen scheinen ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass jene Bereiche die auf eine spätere Karriere als professionelle Kunstschaffende hinarbeiten könnten, vernachlässigt werden. Dies ist weder im Interesse der Studierenden noch der Akademie, da auf diese Weise hauptsächlich auf unterbezahlte „Brotjobs“ und sonstige Unterstützungen angewiesene TeilzeitkünstlerInnen „ausgebildet“ werden.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Rundgang 2014
23 - 26.01.2014

Akademie der bildenden Künste Wien
1010 Wien, Schillerplatz 3
http://www.akbild.ac.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa, So 12-19 h


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