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Unpainted: Marktplatz in Digitalien

Schon wieder eine Messe? Man mag ächzen angesichts der ersten Auflage von "Unpainted" in München, die am Montag ihre Pforten schließt. Doch anders ist es schon, denn der neue Handelsplatz fokussiert auf Medienkunst die hauptsächlich aus dem Computer stammt. Gut 65 Aussteller öffnen bis Montag ihre qualitativ unterschiedlichen Portfolios. Mit von der Partie sind einschlägige Anbieter wie Bitforms, New York, und der deutsche Galerist Wolf Lieser (DAM, Frankfurt, Berlin), der neben seinem Stand mit einer Ausstellung von Inkunabeln der Computerkunst einen Blick auf die Geschichte seit den sechziger Jahren erlaubt. Die Örtlichkeit ist ungewöhnlich und weckt Aufmerksamkeit. Der Münchner Postpalast liegt gut zehn Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt: ein Zentralbau mit einer gläsernen Kuppel, der symbolisch ist. Wird hier in Zukunft das Zentrum käuflicher Medienkunst sein? Passt, denn die Isarmetropole ist Sitz potenzieller Kunden aus der Softwarebranche. Und auf spannende Weise sind die Kojen der Aussteller konzentrisch um das Zentrum gruppiert. Es ist Schauplatz von Diskussionen und Vorträgen. Am Feinschliff kann noch etwas verbessert werden. Nicht schön, wenn hinter einem Screen die Fuge zweier Stellwände verläuft. Aber wie bei jeder neuen Messe gibt es immer etwas zu verbessern. Die Vorbereitungszeit war denkbar knapp. Vom ersten Einfall im Frühjahr vergangenen Jahres wuchs daher auch das Kernteam von fünf auf zwölf enthusiastische Mitarbeiter, wie Benedict Rodenstock, neben Annette Doms Erfinder des Projekts, berichtet. "Wir haben die Messe international aufgezogen, daher ist es umso erfreulicher, dass auch das lokale Publikum sie annimmt", sagt er. Und sie nimmt vor allem das Digitale ins Visier. Wolf Lieser präsentiert neben Aram Bartholl den Bewegtbildprogrammierer Casey Reas. Steven Sacks von Bitforms offeriert Quayolas Auseinandersetzung mit Michelangelos "Sklaven". Steve Turner Contemporary schaut auf jüngste und angesagteste Trends und stellt mit Petra Cortwright und Rafaël Rozendaal zwei exponierte Akteure vor, die sich mit den Erscheinungen des Digitalen, etwa der Relation von Bewegung und nicht bewegtem Bild (Rozendaal) auseinander setzen. "Unpainted" beschränkt sich nicht nur auf die heutigen Innovatoren in der Medienkunst. Margret Eicher und Adi Hoesle zeigen bei Carolyn Heinz (Hamburg) ein riesiges Wandbild, auf der sich gobelinartig Lara Croft und Michail Chodorkowski ein Stelldichein geben. Hammer und Sichel liegen am Boden. Der Münchner Galerist Rüdiger Schöttle etwa offeriert Werke von Thomas Ruff und belegt damit das übergangslose Ineinandergleiten der unterschiedlichen Marktsphären von Mainstream bis Avantgarde. Die Frankfurter Galeristin Anita Beckers zeigt unter anderem das künstlerische Werk von Peter Weibel, Direktor des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM), Karlsruhe, und belegt mit frühen wie jüngeren Arbeiten das schier unerschöpfliche Potenzial dieser vielseitigen Persönlichkeit. Diese Messe erzeugt eben verschiedene Seiteneffekte. Sie ist historischer als Festivals wie die Ars Electronica oder die Transmediale. Sie gibt Preis, dass es um Wertschöpfung geht. Und hört man sich um, befragt Künstler, Galeristen und Besucher, dominieren Neugier und Zuspruch. Entdeckungen lassen sich auch auf kleinem Raum machen. Im äußeren Zirkel haben die Messeorganisatoren eine Innovation installiert. Künstler mieten eine Koje an. Wenn sie verkaufen, teilen sie sich den Umsatz mit den Organisatoren. Das könnte Galeristen düpieren, doch der Hintergrund liegt im System. Rodenstock: "In China vermarkten sich die Künstler unabhängig von Galerien, wir haben spannende Positionen wahrgenommen und daher dieses Modell gefunden, um auch sie zeigen zu können." Was in China offizielles Vorgehen ist, betrifft hierzulande viele Medienkünstler. Auch deswegen ist die Messe spannend. Neue kuratorische Konzepte bereichern die Szene. Wichtig ist sie jedoch aus einem ganz handfesten Grund: Wer einschlägig sammelt, findet hier die wichtigsten Anbieter und entdeckt manchen Newcomer.
Mehr Texte von Matthias Kampmann

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Unpainted
17 - 20.01.2014

Unpainted
80335 München, Postpalast / Wredestrasse 10
Email: mail@unpainted.net
http://www.unpainted.net/


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