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Roman Ondák - Erased Wing Mirror: Was vom Tage übrig bleibt

Der slowakische Künstler Roman Ondak zeigt in seiner dritten Einzelausstellung bei Martin Janda verfremdete Objekte seiner unmittelbaren Umgebung, die er zu gestalten weiß. Dabei verarbeitet er unter anderem Relikte aus dem sozialistischen Alltag und unterstreicht oder nivelliert deren ursprüngliche Bedeutung. Betritt man den Hauptraum der Galerie, so sieht man ein Landschaftsbild aus den Fünfziger Jahren, gemalt im Stil des sozialistischen Realismus. In der linken Hälfte des Bildes ist eine rechteckige Holzplatte eingefügt, auf die eine Art rostrot lackierter Postkasten geklebt ist. In Wirklichkeit handelt es sich um einen abgeschnittenen Teil einer Leitplanke, der zur „Mailbox“ umgebaut wurde. An einem Ende ist sie verschlossen, damit der Regen die Zeitungen nicht nass machen kann. Ondaks Vater improvisierte wie viele andere seiner Landsleute auch, angesichts der Mängel der Versorgung in der sozialistischen Slowakei, mit vorgefundenen Materialien und funktionierte sie zu Gebrauchsgegenständen um. Eine weitere weiße Mailbox ist in der Ausstellung zu sehen. Sie ist auf einer kreisrunden Holzplatte vor einer großformatigen Landkarte montiert. Diese Holzplatte ist aus einem elterlichen Gartentisch geschnitten und symbolisiert den Akt des Hereinkommens und „Post ablegens“ auf dem Tischchen. Beide Objekte sind auf einen flächigen Hintergrund appliziert, der einmal eine Landschaft aus der Kindheit Ondaks zeigt und ein anderes Mal eine Landkarte ist. Eine Landkarte wo das Holzstück das Territorium der Slowakei überdeckt. Der Künstler setzt sich in dieser Ausstellung aber nicht nur mit privatem und öffentlichem Leben in der ehemaligen Slowakei auseinander sondern er stellt auch kultur- und kunsthistorische Fragen, wie die nach der Bedeutung von Spiegel und Sockel. Eine Arbeit - „Seitenspiegel“ - zeigt einen weiß-grauen Stein in Form eines Autoseitenspiegels vor einer reliefartigen Landkarte. Es ist die weitgefächerte kulturhistorische Bedeutung des Spiegels, die hier Ondak beschäftigt. Sein Spiegel ist blind und er lässt kein Abbild zu. Dieser Spiegel verweigert sozusagen die Auskunft. Anhand dieser Arbeit stellt Ondak die Frage, ob uns ein Blick in den Spiegel die Wirklichkeit zeigt oder nur einen Ausschnitt dessen oder ein verzerrtes Bild zurückwirft. Die Frage ob uns der Spiegel Erkenntnis gewährt oder nur Trugbilder zeigt, beschäftigt die Menschen seit der Antike. Ein weiterer spielerischer Umgang mit einem oft diskutierten Thema der Kunstgeschichte findet sich im Untergeschoß der Galerie. Ein quadratischer Sockel aus weißem, gemauertem Material trägt auf seiner Oberfläche eine runde münzenähnliche Auflage. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich diese als Schlüsselloch, das in das Innere des Sockels weist. Ondak unterläuft damit in humorvoller Art und Weise die in der Kunstgeschichte oftmals übermächtige Bedeutung des Sockels und macht den Quader auf dem sich das Schlüsselloch befindet zum in sich geschlossenen Objekt. Es ist eine nach innen gewandte Form die uns Ondak dabei präsentiert. Alles in allem ist die Ausstellung eine gelungene Werkpräsentation von Roman Ondaks künstlerischem Schaffen der letzten zwei Jahre.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Roman Ondák - Erased Wing Mirror
22.01 - 08.03.2014

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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