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Kara Walker: Heidi im Glück

Ihre eigene Rolle in der Geschichte als Afroamerikanerin besser zu verstehen, indem sie diese in der Gegenwart reinszeniert, bildet das aufrührerische, politische Potential von Kara Walkers Werk. Ausgehend von ihrer Position als afroamerikanische Künstlerin befasst sich die 1969 in Kalifornien geborene Kara Walker scharfsinnig mit der sexuellen Konnotierung ökonomischer Ausbeutung. Gezeigt wird die Sammlung der Deutschen Bank, die sich rund um die Siebdruckserie The Emancipation Approximation gruppiert, deren narrativer Gehalt sich auf die 1863 von Abrahm Lincoln verkündete Proklamation bezieht. Doch die Forderung nach Gleichberechtigung bleibt Geschichte, solange sie nicht durch die Akzeptanz der Differenz eingelöst wird. Umgeben vom Südstaatenflair im viktorianischen Stil entwirft Walker ein Sittenbild der afroamerikanischen Frau, die trotz Unterdrückung über ausreichendes Gewaltpotential verfügt, um die Vollstrecker der imperialen Macht als lächerliche Antihelden zu entlarven. Der Scherenschnitt, der im 18. Jahrhundert als Zeitvertreib praktiziert wurde, wird für Kara Walker zum Medium, um ihre Geschichte der Diskriminierungen als gesellschaftliches Konstrukt zu erzählen. So warnt das Werk davor, durch einen ungenauen Umgang mit Geschichte erneut Klischees zu provozieren. Dem gesellschaftlichen Schamgefühl gegenüber Körperausscheidungen wird mit einer hemmungslos gezeigten Sexualität begegnet, die von Bestialität bis zur Pädophilie reicht. Es tauchen Episoden auf, die in sexueller Gewalt eskalieren, etwa wenn ein Sklavenmädchen sich niederbeugt, um von seinem Herrn zur Fellatio genötigt zu werden. Als Reaktion auf die verzerrte Darstellung der Vergangenheit werden Vorstudien des großen Scherenschnittes für den Eisernene Vorhang der Wiener Staatsoper präsentiert, der während der Spielzeit 1998/1999 hing. Nicht unangetastet bleibt die NS-Vergangenheit von Rudolf Eisenmengers Eisernem Vorhang, die imperialistische Instrumentalisierung der Oper des 19. Jahrhunderts und der diskriminierende Hintergrund des Meinl-Mohren als Firmenlogo - "Dämonen" der Vergangeheit, die noch immer gegenwärtig sind.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Kara Walker
06.12.2002 - 16.02.2003

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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