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Hanakam & Schuller - Fagiano e facciata: Enigmatisches Geflecht

„Fagiano e facciata“ - „Fasan und Fassade“ - nennen Markus Hanakam & Roswitha Schuller ihre aktuelle Ausstellung in der Galerie 5020 und benennen damit die beiden Hauptstränge der Multimedia-Installation, denen zwei architektonische Einbauten ganz am Ende des langgezogenen Galerieraums, der zugleich auch als Bibliothek fungiert, korrespondieren: ein Kubus auf der linken Seite des Raums mit einem zugehörigen Sockel für einen Diaprojektor sowie rechts davon ein von der Decke abgehängter Screen. Der gegenüberliegenden Anordnung der Einbauten steht die parallele Staffelung der Inhaltsebenen in der Tiefe gegenüber: Das zum Raum hin gerichtete Video, auf den rechts befindlichen Screen projizierte „Facciata“ (das damit zugleich auch die Fassade des Ensembles bildet), scannt in nahezu statischer Folge die faschistische Propagandaarchitektur des „E 42“ in Rom – ein ursprünglich für die (nicht abgehaltene) Weltausstellung 1942 errichtetes Stadtviertel, das letztendlich unter dem Namen E.U.R. eine Nutzung als Austragungsstätte der olympischen Sommerspiele 1960 fand. Die gleichermaßen hochästhetischen wie auch beklemmenden vor allem im Schwarz-Weiß-Grau-Bereich angesiedelten Bilder werden in langsamem Wechsel überlagert von geometrischen Formen und Hervorhebungen in den für Hanakam & Schuller typischen Leuchtstiftfarben: In Pink, gelb, himmelblau, neongrün, lila schieben sich Scheiben, Quadrate, Rechtecke und andere Formen wie Farbfilter über Arkaden, Wege, Plätze, Plateaus und dergleichen. Ein auf den Kubus links projizierte Diashow zitiert diese Formen isoliert und lässt sie wie Elemente eines Kaleidoskops daherkommen. Direkt auf der Rückwand von „Facciata“ – also vom Raum abgewandt - wird mit „Fagiano“ ein ganz anderer Film projiziert: Die Kamera ist diesmal permanent auf das Gesicht einer italienischen Gelehrten gerichtet, die anscheinend anhand von Dias verschiedene, nicht weiter sichtbare kunsthistorische Gemälde kommentiert. Verbindendes Element dieser Kommentare zu Kunstwerken, die gleichsam nur auf der Tonspur existieren, ist die kontinuierliche Erwähnung eines offensichtlich auf all diesen Bildern vorkommenden Fasans als Vogel, der im Lauf der Kulturgeschichte zum Substitut des Pfaus wurde. Die Leuchtfarben der auf den Kubus projizierten Dias könnten auf die Farbpracht seines Federkleides anspielen. Ein weiterer Bezug zum realen Raum entsteht, indem die im Rücken der Gelehrten im Video erkennbare Bibliothek die real im Galerieraum befindliche Bibliothek gleichsam verdoppelt. Hanakam & Schullers Ensemble wirkt enigmatisch und versponnen und lässt sich nicht geradlinig dechiffrieren. „Fagiano e facciata“ begibt sich nachgerade provokant auf eine riskante Gratwanderung entlang der Felder Schönheit, Verführung, Macht und deren Inszenierung. Es ist die Komplexität und Präzision der Arbeit, die in letzter Instanz die Schärfung von Wahrnehmung und Begrifflichkeit einfordert.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Hanakam & Schuller - Fagiano e facciata
12.12.2013 - 08.02.2014

Fünfzigzwanzig
5020 Salzburg, Residenzplatz 10
Tel: + 43 662 848817
Email: office@galerie5020.at
http://www.galerie5020.at
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19, Sa 11-14 h


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