Sigmar Polke - Original + Fälschung: Achten Sie auf die Marke!
Vor dreißig Jahren entstand Sigmar Polkes 24-teiligem Zyklus "Original und Fälschung", der derzeit im Rupertinum in seiner Gesamtheit zu sehen ist. Darin widmet sich Polke der Dekonstruktion vermeintlich abgesicherter und verfestigter Bildwelten, entnommen unter anderem aus Illustrierten, also der Trivial- bzw. Populärkultur, sowie dem reichhaltigen Fundus europäischer Malerei, die in den Haupt-Tableaux dieses Zyklus in Malerei übersetzt werden.
Dass damit die ehemals schöne Ordnung außer Rand und Band gerät, weil zuverlässig geltende Formen der Klassifizierung dadurch außer Kraft gesetzt werden, ist auch heute noch nachvollziehbar. Polkes Misstrauen gegenüber bildlichen Darstellungen und seine Kritik an deren manipulativem Potential setzt dort an, wo die Macht der Bilder überhand zu nehmen droht. Darum rückt er dies auf seine Art und Weise zurecht, lässt ohne jegliche Berührungsängste massenmediale Trivialität und kunsthistorisch Tradiertes ineinander übergehen.
Im Wesentlichen geht es hier also eher um Veränderung als um Fälschung, obwohl letztere, meisterhaft ausgeführt, den Betrachter über die "wahren" Hintergründe immer täuscht. Aber hat Sigmar Polke je gefälscht? Die Kommentarbilder, die es zu jedem Werk aus diesem Zyklus gibt, lassen einen anderen Schluss zu. Sie ergänzen, verdeutlichen als Fußnoten, Randnotizen das, was Eingang in Polkes Malerei findet. Die Entfernung zum Ausgangsmaterial vergrößert sich dabei zwar. Der mögliche Vorwurf der Fälschung greift indes nicht, sondern wird souverän und trickreich entkräftet. "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass eines Tages gute Bilder gemalt werden, wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen", so Sigmar Polke in eigener Sache. Original und Fälschung also, made by Polke, aus einer Hand. Doch eines bleibt auch dabei gewiss: Der Macht die diese Bilder ausüben, ist ebenfalls jederzeit zu misstrauen.
18.01 - 06.04.2003
Museum der Moderne Salzburg Rupertinum
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