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Das Maßwerk des Ingenieurs

Bauen zwischen der abgelebten Budenarchitektur des Wurstelparters verlangt eine eigene Semantik. Der frühere Coop-Himmelb(l)au-Mitarbeiter Mathis Barz reagiert darauf mit dem Motto "form illustrates function". Das narrative Moment seiner Riesenrad-Infrastrukturbauten besteht in der intelligenten Umsetzung der Dualität technischer und touristischer Aspekte. Grundlage des Entwurfs ist das Reuleaux-Dreieck, das aus der Überschneidung dreier Kreise entsteht. Die bereits in gotischem Maßwerk präsente Synthese aus Kreis und Dreieck assoziiert im säkularen Kontext gleichmäßige Bewegung; nicht umsonst ist sie auch die Grundlage des Wankelmotors. Die Räumlichkeiten für Kasse, Shop, Café, Technik, WCs und einen Museumsbereich spannt Barz in ein System aus drei großen und zwei kleinen dieser Formen; eine dazwischengelegte sechste bildet das verglaste Foyer, das die Pavillons erschließt. Zwischen dem leuchtend roten historischen "Panorama" und dem verglasten Café liegt der mit anthrazitgrauen Blechschindeln verkleidete Kassenpavillon. Der Einstiegsbereich selbst, mit angegliedertem verglastem Shop, ist in Sichtbeton ausgeführt. Durch die unterschiedlichen Größen, Materialien, Farben, Strukturen und Grade der Transparenz sind die auf einer gemeinsamen Form basierenden Pavillons ihrer Nutzung nach klar definiert. Im Kontext des Volkspraters ergibt sich so eine semantische Lesbarkeit jenseits allen ästhetischen Populismus, auch im Café (mit Tischen in Reuleaux-Form) und im Shop, dessen neutrale Umgebung einen Overkill an Klischeeseligkeit vermeidet. Barz im positiven Sinn romantischer Ansatz nimmt den Bau ernst und kapituliert nicht vor seinem abgenudelten Image. Neben der Perspektive des Fußgängers, für den der Blick durch die flachen Bauten nicht verstellt wird, definiert er auch die Vogelperspektive, die die formalen Zusammenhänge erst deutlich macht. Zusammen mit dem neuen Lichtkonzept von Patrick Woodroffe gibt er dem Riesenrad viel von seiner Würde zurück. Mathis Barz, RiesenRäderwerk, Prater 90/Riesenrad, 1020 Wien www.barz.at
Mehr Texte von Iris Meder †

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