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Sintflut - Bilderflut

Während der Rest Mitteleuropas sich gerade auf die Flut vorbereitete, stand der Rhein in Basel zwar hoch, von aktueller Gefahr aber war nichts zu spüren, während die Satellitenmessen der Art Basel ihre Previews abhielten. Von Sintflut war aber dann doch die Rede auf der Scope, die nach dem mächtigen Messestand von Mario Mauroner (Wien/Salzburg) gleich am Eingang des Zeltes am Ufer des Rheins, einen veritablen Wasserfall an bunter, bisweilen greller Kunst im Angebot hatte. Mauroner bot einen Querschnitt aus seinem jüngeren Programm mit Bertram Hasenauer und Bernardi Roig, aber auch Herbert Brandl und Jan Fabre. Angenehm viel Schwarz-Weiß bot Lukas Feichtner (Wien) mit Kohlezeichnungen von Petar Mirkovic, Fotografie von Stephan Reusse und Christina Boula und Grafik von Anna-Maria Bogner. Bei Wunderkammern (Rom) fiel die Installation aus doppelt gefakten Prada- Vouitton- und sonstigen Taschen diverser Luxuslabels auf. Alexander H. Auriema hatte die Taschen von illegalen Einwanderern in Rom aus einfachsten Materialien nachschneidern lassen und sie dann auch selbst als Straßenverkäufer angeboten – im Kunstmarkt hat er damit allerdings mehr Erfolg als bei den Schnäppchenjägerinnen. Ziemlich gelb kommen die „Puppies“ von Shinji Murakami bei Tinka Art (New York) daher, kleine Hündchen in Computerspiel-Rasteroptik, die man dank der montierten Rollen auch gleich an der Leine ausführen kann. Im Computer live gerendert wird dagegen die Installation „Genealogy“ von François Zajéga bei Der Galerie Charlot (Paris). Ein Algorithmus lässt dabei drei Gruppen fiktiver Zivilisationen sich entwickeln, „Kinder“ zeugen, sich austauschen, verbinden und wieder trennen. Trennen sollte sich aber auch die Scope selbst, und zwar von einigen ihrer TeilnehmerInnen. Nach 80 Galerien im Jahr 2012 hatte man dieses Jahr 93 Galerien zugelassen – auf jeden Fall zu viele, um mit der Konkurrenz der anderen Messen mithalten zu können. Ganz so „cutting edge“ wie sie sich gibt, ist auch die Volta mit der 9. Ausgabe in diesem Jahr nicht. Zwar verströmt die Dreispitzhalle etwas Berliner Galerien-Loft-Flair und die militärisch anmutenden Erkennungsmarken, die an die Galerien als Eintrittsberechtigung ausgegeben wurden, sollten wohl den großen Kampf um die Kunst herausfordern, der Besuchersturm wollte sich aber nicht so recht einstellen. Dabei ist die Galerienliste recht ansehnlich, aber auch schon ziemlich etabliert, wie Ernst Hilger, der mit seiner HILGERBrotkunsthalle u.a. Asgar/Gabriel und Leila Pazooki präsentierte. ADN aus Barcelona hatte ein Set von Adrian Melis’ „The Value of Absence“ mit, das bis Ende Mai schon in seiner großen Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel zu sehen war (artmagazine berichtete). Sebastian Brandl aus Köln widmete seinen Stand je zur Hälfte Franz Burkhardt (geb. 1966) und Gerhard Rühm (geb. 1930) zwei sehr unterschiedliche Generationen, die aber eine stimmige Installation abgaben. Klein zwar der Messestand von Balzer Art Projects (Basel), aber die architektonischen Modelle des Cragg-Schülers Nicolas Kerksieck konnten durchaus überzeugen. Etwas klösterliches haftet der Zeichnung von Jonathan Callahan bei der Galerie Martin Kudlek an. Die an einen breiten Pinselstrich erinnernde Struktur, ist die vom Künstler in Bleistift eng auf das Papier gebrachte Abschrift der Genesis 1. 1997 vom Künstler Tadej Poga?ar gegründet, ist die P74 Gallery aus Ljubljana zwar auch nicht mehr die jüngste, aber immer gut für Arbeiten, die etwas abseits des Mainstream angesiedelt sind, so z.B. die kleinen, reduzierten Bilder von Mateja Rojc aus dem Künstlerkollektiv SBD (Small but dangers). Die dritte im Bund der diesjährigen Satelliten, die Solo Project, hatte sich in der St. Jakobshalle, einem kleinen Sportstadion eingemietet. Das Konzept einer Einzelschau pro Galerie konnte zwar nicht ganz durchgehalten werden, aber einige Stände konnten überzeugen. So derjenige von Georg Peithner-Lichtenfels (Wien), der von Jürgen Paas eingerichtet worden war, oder die reduzierten, aber komplexen Arbeiten aus der Serie „Subject to Change“ von Tom Benson bei Hidde van Seggelen (London), ebenso wie die Kombination aus gestochenen Papierarbeiten und einem Video von Amparo Sard bei der Galerie Voss aus Düsseldorf. Trotzdem würde es auch der Solo Project gut tun, ihre Galerieauswahl zu schärfen, damit sie nicht von der Flut an Kunstmessen weltweit weggeschwemmt wird. -- Scope Basel Volta The Solo Project
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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