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Martha Jungwirth: Hinter erdfarbenen Sedimenten

Welche Position im heimischen Kunstbetrieb hätte Martha Jungwirth heute wohl, wäre sie ein Mann? Die eines Prachensky, eines Kocherscheidt, eines Anzinger? Dass man sich auch im 21. Jahrhundert diese Frage noch stellen muss, beweist einmal mehr, wie sehr Künstlerinnen – bis heute – übersehen werden. Nun hat sich die Galerie Ulysses dem Werk von Jungwirth, über das es nicht einmal eine ordentliche Publikation gibt, angenommen. Glücklicherweise, kann man nur sagen. Denn der gestisch-abstrakten Malerei vermag Jungwirth eine Dichte abzugewinnen, die zugleich auf unwahrscheinliche Art leicht erscheint. In ihrer Serie großformatiger Aquarelle („Spittelauer Lände“, 1993) verdichten sich schwungvolle Linien zu Gestrüppen, entstehen Knäuel aus roter und schwarzer Farbe, geriert das Hin und Her der Striche bisweilen eine verwirrende Dynamik, deutet sich Gegenständliches diffus an. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich die Farbigkeit dieser Bilder – so lassen sich orange Streifen erkennen, die durch die Komposition schweben und plötzlich immer mehr zu werden scheinen. Etwas kompakter geht es zu in den kürzlich entstandenen Serien „Am Wienfluss“ und jenen titellosen Gemälden, in denen blockhafte rote Figuren von Handabdrücken, Rinnsalen, Spritzern und Tropfen – kurz, dem ganzen Arsenal des scheinbar beiläufig Schlampigen – umgeben sind, wo hinter erdfarbenen Sedimenten Rot und Violett durchschimmert und geometrische Gestalten förmlich auszurinnen scheinen. Wie jede richtig gute gestische Abstraktion führt diese hier ebenso in die Tiefe wie in die Fläche. Kein Wunder, dass Martha Jungwirth in der von Albert Oehlen kuratierten Ausstellung „Schönes Klosterneuburg“ im Essl Museum einen derart prominenten Platz erhielt – vielleicht nimmt sie ja klammheimlich die Position eines Artists Artist ein, und keiner weiß davon. Nun wäre es jedoch an der Zeit, dass auch die professionelle Kuratorenschaft ihr Oeuvre entdeckt und entsprechend publiziert.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Martha Jungwirth
05.06 - 20.07.2013

Galerie Ulysses
1010 Wien, Opernring 21
Tel: +43 (0)1 / 587 12 26, Fax: +43 (0)1 / 587 21 99
Email: ulysses@galerie-ulysses.at
http://www.kunstnet.at/ulysses
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 11-14


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