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Geografie und die Politik der Mobilität: AgentInnen temporärer Synergien

Kuratieren als eine erweiterte Form der künstlerischen Praxis ist heute kein Ausnahmefall mehr. Nach Alice Creischers Co-Kuration der Ausstellung Gewalt ist der Rand aller Dinge gastiert mit Ursula Biemann eine weitere Künstlerin als Kuratorin in der Generali Foundation. Erste Abgrenzungsversuche gegenüber der politisch und aktivistisch engagierten Kunst der neunziger Jahren zeichnen sich in der diskursiven Verschiebung von Begriffen wie Mobilität und der Einforderung einer relationalen Ästhetik ab. Das Titelwort Geografie bezieht sich in der Ausstellung auf die Produktion und Organisation von Wissen, das auf die Dynamik gesellschaftlicher und kultureller Beziehungen ein- und einem Krieg der Informationen entgegenwirken soll. Wie sich mit dem wachsenden Einfluss von transnationalen Konzernen auf die Politik zunehmend transnationale, temporäre Kollektive formieren, lässt sich an den beteiligten Gruppierungen Bureau détudes, Frontera Sur RRVT, Makrolab, multiplicity, Raqs Media Collective ablesen. In ihrem Videoessay Remote Sensing erarbeitet Ursula Biemann eine Topografie des globalen Sexhandels und bildet eine komplexe Genealogie über die verschiedensten ökonomischen und überlebenspezifischen Hintergründe der Prostitution. Das Leben zwischen einer Online und Offline Welt in Zeitzonen am äußeren Rand des Kapitals und die Geschlechterverhältnisse des digitalen Proletariats in Indien analysiert das Raqs Media Collective. Als Angestellte in einem Call Center in Indien beantworten Frauen mit mittelwestlichem Akzent Anfragen von KundInnen in Minneapolis, Frauen, deren Identität sich daraus bildet, dass sie sich zwischen kulturellen und ökonomischen Gesetzmässigkeiten hin und her bewegen. Es ist der geografische Körper, der als reisende Identität seine Routen in die Migrationsbewegungen einschreibt und den Übergang von einem historischen zu einem geografischen Diskurs markiert. Dennoch funktioniert die Generali Foundation als Transit-Lounge nur begrenzt, sodass die Durchlässigkeit zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Aktivitäten als subversive Gegen-Kartografie ohne Begleittext opak bleibt.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Geografie und die Politik der Mobilität
17.01 - 27.04.2003

Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h


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