Martin Fritz,
10 Regeln für prekäre Schreiber_innen
1) Schreibe schnell!
Frage zuerst nach dem Honorar und dividiere das Honorar durch einen erträglichen Stundensatz. Schreibe nur innerhalb der so ermittelten Zeit und befolge dabei die Regeln 2 – 10.
2) Recherchiere nie!
Recherchieren bedeutet Zeitverlust. Verwende die zufällig gefundene Quelle, Alltagswahrnehmungen, oder die jederzeit verfügbare Anekdote!
3) Lies nichts!
siehe oben!
4) Triff niemanden!
Siehe oben und unten!
5) Schreibe ab!
Die stimmigste Interpretation eines Sachverhalts liefert der Pressetext.
6) Meinung statt Fakten!
Check, Re-Check, Double Check? – Think about the Paycheck!
7) Konzentriere Dich auf Teilaspekte!
Beschreibe das Cover, nicht das Buch!
8) Verwerte mehrfach!
Wo war denn noch der Artikel fuer die Fachzeitschrift, die eh niemand liest?
9) Benenne deine Arbeit um und verlange beim naechsten Mal mehr!
Schreibe keine Texte. Liefere »Strategiepapiere«, »Hintergrundeinschätzungen«, »Gutachten« oder »Entscheidungsgrundlagen«!
10) Behalte dir die Themenwahl vor!
Nur so kannst du statt einer Kolumne »10 Regeln für prekäre Schreiber_innen« abliefern, wenn einmal ein Kind krank werden sollte!
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Ihre Meinung
3 Postings in diesem Forum10 Gebote
Moses | 11.03.2013 03:22 | antworten
Eine großartige Anleitung! Im übrigen: gute Besserung an das Kind.
Dienst am Kunden
crisfor | 13.03.2013 11:22 | antworten
wäre es nun allerdings, - dem aktuellen Bedürfnis nach Transparenz entsprechend - das Honorar gleich am Anfang des Textes anzugeben, damit LeserIn weiss: hohes Honorar = guter Text.
Ein bisschen diskreter: Arbeitszeit angeben, lange Zeit = guter Text.
Ob solche Regeln auch für prekär arbeitende andere Sparten gelten könnten? z.B. KünstlerInnen? Hoher Preis = gute Kunst, billig = schlechte Kunst.
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