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Meret Oppenheim: Die Welt der Meret Oppenheim

Es gibt keine Ein- oder Zuordnung, keinen speziellen Zeitgeist, dem man Meret Oppenheim (1913 – 1985) zuzählen könnte, sie ist in ihrer Art und Kunst derartig einzigartig, dass es ihre vielen künstlerischen Begleiter und die schreibenden Fachleute aus der Kunstszene schwer hatten (und haben) mit Definitionen oder Annäherungen an ihr unendlich vielseitiges Werk. Sie war eigentlich alles nicht wirklich – weder Surrealistin, noch Neu- Sachlich, weder Bildhauerin noch objet-trouvé Künstlerin, auch keine Malerin und Grafikerin, sie war aber auch wieder von allem etwas. Sie verwendete eigentümlich gewachsene Äste für eine poetische Verfremdung des „Menschen der fort geht“, ein abgebrochener Ziegelstein verwandelt sich in ein Motorrad, das dann auch noch den „Schmerz der Stadt“ fühlt. Ein Auspuff wird zur „Termitenkönigin“ mit roten Augen, sie baut einen „Ruhesessel für einen Geschäftsmann“ und malt „Das Auge der Mona Lisa“, aber auch ganz romantische Landschaften. Sie war mitten drin im künstlerischen Geschehen der späten 1920er und frühen 1930er, aber besonders der Jahre nach 1945. Sie kannte alle, Man Ray, der sie wunderbar fotografierte, Max Ernst, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte, André Breton, den Gottvater der Surrealisten, Alberto Giacometti, Hans Arp und – natürlich – Pablo Picasso. Keiner von ihnen aber hatte künstlerisch auf ihren Werdegang Einfluss. Es ist mehr die geistige Anregung, die für sie wichtig ist und ihre ganz eigene Kreativität, ihre Experimentierfreude und ihre Ideen wachsen lässt. Sie will und muss ihre eigene Form finden, da ist sie sich sicher, sie setzt eine nahezu passionierte Suche nach Freiheit im Leben und Denken ein. Meret Oppenheim ist Deutsche – durch den Vater – und Schweizerin – durch die Mutter, sie hat von beiden die Sehnsucht nach klärender Ordnung und Präzision im Denken und Handeln. Dazu kam die Beschäftigung mit C.G.Jung, die ihre sowieso vorhandene Sensibilität noch gesteigert und vertieft hat. Träume und Visionen begleiten ihr Leben wie ihre Kunst. Träume, die geeignet sind „richtungsweisend fürs tägliche Leben zu sein. Man kann sagen, dass ihre Arbeit gleichermaßen von der wirklichen und von der Traumrealität gespeist wird, dass sie frenetisch geradezu, dem Fund offen steht, der dann ‚wie im Traum‘ in ein neckendes, pfiffiges, rätselhaftes, entblößtes, schockierendes, aggressives Objekt verwandelt wird. Wer die Radikalität des Prozesses nicht bemerkt, spricht von Gelegenheitskunst. Aber wohl auch, weil ein Weib am Werk ist.“ Schreibt Ruth Henry, Freundin und Kunstkritikerin. Und Meret Oppenheim selbst sagt: „Im geistigen Bereich gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, der Unterschied besteht nur im Animalischen – denn der Geist ist androgyn.“ Berühmt ist die Pelztasse, der Tisch mit Vogelfüßen, der Fahrradsattel mit Bienen, die Steinfrau und vielleicht noch das eine oder andere Bild oder Objekt. Besonders aber ist sie selbst das Objekt das man kennt, wenn man sie auch nur einmal gesehen hat. Von ihrer Erscheinung ist die Rede, groß, schlank, in aufrechter Haltung und mit offenem Blick. Mit ihr zu reden war ein Vergnügen, sie kannte nicht das übliche Geschwätz der Szene, sie hielt Distanz zu den Vielrednern und Besserwissern, sie blieb, trotz vieler Freundschaften, die große Einsame, ganz bewusst und stilvoll gepflegt. So wie sie sich in ihrer Kunst an keinen wie immer gearteten Stil hielt und, obwohl sie Kontakt zu den bedeutendsten Künstlern ihrer Zeit pflegte, auch keinem anpasste, oder ihn in ihr Repertoire aufnahm, sie blieb völlig bei sich. Ihr Eigen-Sinn, ihre eigene Denk- und Kunstsprache war weit mehr als eine Zeiterscheinung mit Ablaufdatum, im Gegenteil: sie ist unvermindert aktuell. Das kann man in der Ausstellung (und in dem ausgezeichneten Katalog) aufs Vergnüglichste erfahren.
Mehr Texte von Angelica Bäumer

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Meret Oppenheim
21.03 - 14.07.2013

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Email: office@kunstforumwien.at
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