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Max Bill: Kinetisch-konkrete Kunstkammer

Vor ziemlich genau einem Jahr eröffnete in der Altstadt von Bratislava ein Museum für konkrete und kinetische Kunst. Die internationale Öffentlichkeit erfuhr davon nichts. Kaum jemand kennt das Schatzkästlein konstruktiver Abstraktion, das sich hinter der unscheinbaren Holztür des mittelalterlichen Hauses auftut: Gemälde, Grafiken und Plastiken von Victor Vasarely, Anni Albers, Richard Paul Lohse, Bridget Riley, Henryk Berlewi, Josef Linschinger, Gyula Kosice, Henryk Stazewski, Thomas Lenk und anderen drängen sich auf mehreren Stockwerken inklusive Treppenhaus. Viele mit Widmungen \"for Milan\": Den Grundstock des Museums bildet die Sammlung des 1929 geborenen tschechisch-slowakischen Künstlers Milan Dobes. Ein nicht geringer Teil der Dauerausstellung ist denn auch Dobes\ seit 1960 konsequent entwickeltem \"kinetischem Konstruktivismus\" gewidmet. Ein Hauptvertreter der Op Art mit viel Liebe zu einer zutiefst humanistischen \"Disziplin der Form\" ist zu entdecken, der den Besuchern der Weltausstellung in Osaka 1970 kaleidoskopische Blicke in das Innere eines sternförmigen Riesenobjekts schenkte. Neben grafischen Arbeiten zeigt das Museum kleinere dreidimensionale Objekte, in denen Konkavspiegel, konzentrische Kreise und rote Linien die Hauptrollen spielen. Die Motoren exzentrisch drehender Spiegelscheiben und vor- und zurückfahrender Metallplatten verursachen rhythmisch mahlende Geräusche und lassen den vielfach auf dem Kopf stehend gespiegelten Besucher in einen sacht psychedelischen Strudel verschobener Proportionalitäten gleiten. Nach Sonia Delaunay, Bruno Munari und Josef Albers ist die derzeitige vierte Sonderausstellung Serigrafien, Plastiken und Gemälden von Max Bill gewidmet - eine kleine, aber feine Auswahl, dokumentiert in einem äußerst wohlfeilen kleinen Katalog, der gute, kompakte Informationen in zwei Sprachen bietet und dabei sogar noch Max Bills Architektur und Design vorstellt. Der Dornröschenschlaf des Hauses mag charmant sein - verdient ist er nicht.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Max Bill
01.11 - 31.12.2002

Milan Dobes Museum
81103 Bratislava, Zamocníca 13
Tel: +421-2-5443 3505, Fax: +421-2-5927 2109
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10.00 bis 18.00 Uhr


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