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Jonathan Meese -Van Gogh 1924 (Selbstbildnis mit Spindel): Eine nicht endende Suche nach dem archaisch Abwesenden

Dem jungen Shootingstar Jonathan Meese eilt der Ruf eines Berserkers und Provokateurs voraus. Seine Reaktion darauf: \Wenn etwas wie Provokation ins Spiel kommt, dann interessiert mich immer nur die Selbstprovokation\, läßt durchblicken, daß sich hier eine gesunde Portion obsessive Authentizität gegen jede künstlerische Attitüde wendet. Meese, der ansonsten mit einem affektgeladenen Gestus Räume geradezu beschlagnahmt, verhält sich in der Galerie Krinzinger museal zurückhaltend. Doch nach wie vor wühlt er konsequent im Kulturschutt der Geschichte, verleibt Sturköpfe wie Edgar Allan Poe, Vincent Van Gogh oder Balthus in seinen persönlichen Kanon ein. Sein opulentes malerisches Werk trieft nur so von körperlichen Ingredienzen und erlangt trotz fäkalienbrauner Farbe eine delikate kulinarische Dimension. Seine Vorliebe für rituelle Beschwörungsformeln schlägt sich auch in seiner Bildsprache nieder. In auratisch und semantisch vibrierenden Installationen wuchert das Triviale neben dem Bedeutungsvollen, tauchen erheiternde assoziative Wortkreationen aus Vampirgeschichten und Schundromanen neben Zitaten von Filmbösenwichten auf. Cowboys als Anspielungen auf Italowestern von Ennio Morricone strecken uns ihre Männlichkeit entgegen. Auch Lady Messerschmit, Mutter Büffelhaar, Richard Wagner, Lolita und die Schlangenbraut dürfen im Reigen kultureller Mythen mittanzen. Doch er gräbt in der Mythologie noch viel tiefer und schält am Wühltisch archaischer Götzen weitere Referenzen heraus. Wiederholt rezitiert er Namen ägyptischer GöttInnen wie Isis, durchstöbert sagenumwobene Horrorkabinette, läßt Hagen von Tronje sowie den Heiligen Gral wiederauferstehen. Selbst stellt man sich die Frage weshalb man der mythischen Dimension, die sich in diesen Bildern niederschlägt, ohne lange nachzudenken erliegt. Vermutlich liegt es daran, daß die animistische Erfahrbarkeit seiner Werke ohne Störung funktioniert. Darin liegt auch das Geheimnis, daß Jonathan Meese wiederholt die traditionelle Rolle des Künstlers als Schamane und Priesters zugeschrieben wurde und man ihn in einem Atemzug mit Joseph Beuys nennt.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Jonathan Meese -Van Gogh 1924 (Selbstbildnis mit Spindel)
15.09 - 17.11.2001

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06
Email: info@galerie-krinzinger.at
https://galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 12-16 h


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