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Blechspielzeug

Die Liebe zu altem Blechspielzeug kann teuer werden. Was ursprünglich für Kinder zum Spielen gedacht war, ist mittlerweile oftmals ein rares Sammlerstück. Dennoch gibt es, da Sammlungen immer wieder aufgelöst oder neu strukturiert werden, auf Auktionen und bei auf dieses Sammelgebiet spezialisierten Händlern genug Möglichkeiten besondere Stücke zu erwerben. Das Angebot im Überblick Die Wiege des Blechspielzeugs das Generationen begeisterte, steht ohne Zweifel in Deutschland. Speziell im Raum um die Spielzeugstadt Nürnberg etablierten sich bereits Mitte des 19. Jh. Manufakturen, die für Sammler klangvolle Namen besitzen. So zählte die 1879 gegründete Metallwarenfabrik Gebr. Bing bis in die Zwanziger Jahre zu den namhaftesten Herstellern weltweit. Blechspielzeug "made in Germany" wurde zum Verkaufsschlager und zum begehrten Exportartikel. Bereits um die Jahrhundertwende wurde aus der oftmals hochfeinen Manufakturware ein Versandhausartikel: August Stukenbrok in Einbeck, der Begründer des deutschen Versandhauswesens bot im Hauptkatalog von 1912 Salondampfer sowie Automobile aus Blech gefertigt und akkurat lackiert, an. Autos, Eisenbahnen, Fahr- und Motorräder, Schiffe, Zirkus- oder Jahrmarktsmotive sind nur einige der Themen, denen sich namhafte deutsche Hersteller wie Bing oder Märklin annahmen. Schon damals gab es bei Spielzeug klare Qualitätsunterschiede, die sich auch im Preis niederschlugen. "Aufwendig gemacht bleibt teuer" gilt dennoch nicht als klare Regel, da speziell die Bestände an Massenware heutztutage deutlich dezimiert sind. Und manches Sammlerherz schlägt gerade bei den "Pennytoys" aus beducktem Blech höher. Ihr Reiz liegt eher in der farbenprächtigen Ausführung als in technischen Finessen. Es rattert der Uhrwerksmotor Die Motorisierung in den Kinderzimmern hat schon sehr früh mit dem wohl ältesten Automobil, der "Elektrodroschke" von E.L. Lehmann um 1890 begonnen. Bis in die Zwanziger Jahre waren Automobile von Georges Carette, Bing ,Karl Bub oder Distler aus vielen Kinderzimmern nicht wegzudenken. Elektrische Fernsteuerungen eröffneten in den fünfziger Jahren ganz neue Möglichkeiten. Fraglos waren solche Modelle wie der "Distlerporsche" (Porsche Electromatic 7500) oder die zahlreichen Modelle aus dem Hause Schuco im Automobilbereich Höhepunkte der Blechspielzeug-Ära. Schiffe aus Blech wie sie von Bing, Karl Arnold, Märklin oder Georges Carette bis in die Dreissiger Jahre erzeugt wurden, gehören ebenso wie tauchfähige U-Boote mit Uhrwerksantrieb zu den gesuchten und daher kostspieligen Raritäten. Deutsche Hersteller sind übrigens dem in den Fünfziger Jahren grassierenden Science Fiction nicht verfallen. Das überließ man japanischen Blechspielzeugfabrikanten. Sie lieferten aus feinem Blech hergestellte Roboter, Raumschiffe und Astronauten. Auch dieses Spielzeug hat mittlerweile ebenfalls zahlreiche Liebhaber gefunden. Für angehende Sammler bietet sich hier, sowie bei Erzeugnissen aus den Sechziger und Siebziger Jahren, eine vergleichsweise günstige Einstiegsmöglichkeit. In den Sechziger Jahren nahm Plastik immer mehr überhand und verdrängte Blechspielzeug sehr rasch aus den Kinderzimmern. Das zwang Traditionsunterenehmen wie beispielsweise Distler, Georg Kellermann, Lehmann und Tipp & Co, die Blechspielzeugherstellung einzustellen. Mittlerweile haben sich Unternehmen wie Märklin oder Schuco auf ihre Tradition besonnen und auch kleine Manufakturen wie Tucher+Walther fertigen wieder feines Blechspielzeug. Fälschung und Replik Die Nachfrage nach guten originalen Stücken hat bei Blechspielzeug auf nahezu jedem Gebiet die Preise in den letzten Jahren mehr und mehr in die Höhe getrieben. Das hat leider auch Fälschungen zur Folge. Oftmals wird sogar Spielzeugschrott zu einem vermeintlich begehrten Sammlerstück umgearbeitet. Leicht zu erkennen ist dies kaum, da die dafür verwendeten alten Teilen oft sogar das Firmenzeichen tragen. Vorsicht ist auch bei restaurierten Stücken mit einer glanzvoller Neulackierung geboten. Der Preis dafür liegt generell unter dem eines Stückes in gutem, bespieltem Originalzustand. Reproduktionen, wie sie seit einigen Jahre vermehrt von Blechspielezeugherstellern angeboten werden, begünstigen leider auch oftmals nicht originale Ergänzungen von Spielzeugwracks. Da kann man sich eigentlich nur auf die Seriosität des Anbieters verlassen, um einen teuren Fehlkauf zu vermeiden. Ein Wort noch zur Verpackung: Auch da ist man vor Fälschungen nicht sicher. Denn da gut erhaltene Originalkartons bisweilen beträchtliche Preise erzielen, die teils über dem darin enthaltenen Modell liegen, ist auch hier Vorsicht angebracht. Repliken, also die originalgetreue Neuauflage alter Spielzeugmodelle, sind hingegen ein ganz anderer Fall. Für den Sammler stellen sie nur dann einen Wert dar, wenn es sich um limitierte Editionen und nicht um Massenware handelt. Restaurierung und Pflege Der Erhaltungszustand vieler Objekte, ist, da es sich, abgesehen von nie ausgelieferter Neuware, immer um Spielzeug handelte, nicht immer der beste. Nach- oder Neulackierungen sind manches Mal tatsächlich unumgänglich. Das beeinträchtigt allerdings den Wert. Reparaturen an Uhrwerksantrieben durchzuführen oder fehlende Teile zu ergänzen, gestaltet sich als äußerst schwierig. Solche Arbeiten sollte man Spezialisten überlassen, die oftmals auf Spielzeugbörsen zu finden sind. Grundsätzlich ist vom Kauf unkompletter oder funktionsuntüchtiger Modelle eigentlich abzuraten. Es sei denn, sie sind extrem selten oder verfügen über Ausstattungsdetails (Fahrerfiguren, Kanister, Gepäckstücke, Lampen o.ä.), die man sonst vergeblich sucht. Da ist sogar ein etwas höherer Preis gerechtfertigt. Die Aufbewahrung der edlen Sammlerstücke sollte staub- und lichtgeschützt erfolgen da ansonsten das Ausbleichen der Farbe oder Aufdrucke möglich ist. Rost sollte möglichst entfernt werden, da die Korrosion andernfalls fortschreitet. Batterien müssen unbedingt separat aufgehoben werden. Laufen sie aus, kann Batteriesäure ein teures Stück völlig zerstören. Ein Umstand, der den Versicherungsschutz ebenso betrifft, wie die sichere Verwahrung wertvoller Stücke (z.B. Schiffe von Märklin ). Markttipp Auf Spielzeugmärkten werden meist Literatur zu unterschiedlichen Blechspielzeugthemen oder Reprints alter Markenkataloge angeboten. Für Sammler sind dies, ebenso wie Auktionskataloge wichtige Informationsquellen. Eine Übersicht über erzielte Auktionspreise bietet das Trödler & Sammler Journal Auktionspreise 2003 samt Anschriften der auf Blechspielzeug spezialisierten Auktionshäuser. Wer sich einen generellen Überblick über dieses Thema verschaffen möchte, ist mit dem Standardwerk von Ludger Spielberg: Mechanisches Blechspielzeug der letzten hundert Jahre; Deutscher Kunstverlag München 1999, sehr gut beraten. Weitere Adressen Schuco www.schuco.de Märklin www.maerklin.de
Mehr Texte von Thomas Kahler

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