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Thema III - Körper-Sexualität: Weite Körperfelder

Als auflagensteigernde Eye-Catcher, Projektionsfläche männlicher Fantasien und Quell weiblicher Minderwertigkeitsgefühle nähren perfekte Model-Körper Illusionen. Wie viel Potential noch immer im Thema "Körper - Sexualität" steckt, beweisen sieben Künstlerinnen in der Fotogalerie Wien. In den trüben Abgründen der Fantasie, wo sich Sexualität mit Todessehnsucht paart, Männer und Frauen, Körper und Schatten Kontur und Identität verlieren, fischt Diana Thorneycroft. Apokalyptische Endzeitstimmung an den Grenzen Maschine-Mensch, Opfer-Täter, Schmerz-Lust. Eine Frau mit Gasmaske und gespreizten Beinen gebiert neun armlose Plastikpuppen an Schläuchen; ein fotografisch-surrealistischer Alptraum.

Subtiler wirkt das Grauen in Michaela Göltls "transformations". Zartporige Haut verwandelt sich computerbearbeitet in milchig-weißen, porzellanhaften Kunststoff. Menschliches verliert seine Zuordenbarkeit, verschmilzt nahtlos mit muschelartigen Strukturen, verwächst mit Ösen und Stoff, wird zu manipuliertem Fremdem. Die erste angeblich geklonte "Eva" verleiht den Arbeiten prophetische Dimension.

Katherina Mouratidi richtet ihr Objektiv auf ein Tabu. Ihre Porträtserie "Brustkrebs" zeigt betroffene Frauen zwischen 25 und 63 Jahren "oben ohne". Unausweichlich direkt schauen sie gerade in die Kamera, setzen ihre vernarbten, amputierten Oberkörper ungeschützt dem Blick aus. Individualität im Porträt und darunter: Keine Wunde gleicht der anderen, jede Operation deformiert unterschiedlich bis hin zur vom Krebs geformten Androgynität.

Witzig-ironisch inszeniert sich Andrea Zeitler in "tableaux vivants". Als grell geschminktes Pin-up spielt mit Klischees von der Hausfrau bis zur Transe. Wie stark Model-Realität und Wirklichkeit auseinanderklaffen, zeigt Sascha Regina Reichsteins Installation "Projections". Fünf Stapel "Elle", "Vogue", "Woman". Darauf sind neunzig erotisch posierende Frauen aus dem Internet projiziert, beschnitten von den Zeitschriftentürmen, deren Schatten sie fast schlucken.

Maria Hahnenkamp reduziert Frau auf rot gekleidete Torsi im Close-up: sanft geschwungene Becken, auf Glasplatten gepresst; flächige Frauenkörper. Per Video erforscht Isabelle Mühlbacher 16 Quadratmeter. Das Feld, das "Körper-Sexualität" absteckt, ist wesentlich weiter.

Mehr Texte von Isabella Marboe

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Thema III - Körper-Sexualität
16.12.2002 - 25.01.2003

Fotogalerie Wien
1090 Wien, Währingerstrasse 59
Tel: +43 1 40 85 462, Fax: +43 1 40 30 478
Email: fotogalerie-wien@wuk.at
http://www.fotogalerie-wien.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 10-14 Uhr


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