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Heimo Zobernig: Testbilder und Trägerstrukturen

Die Verwirrung auf der Kunstmesse in Chicago muss groß gewesen sein. Der Stand der Galerie Pakesch bestand fast nur aus dem üblichen Zubehör: Tisch, Regal, Frachtkisten und ein Sockel, auf dem eine eher modellhaft wirkende Papierskulptur präsentiert wurde. Heimo Zobernigs Installation bewegte sich irgendwo zwischen Skulptur und Möblage, befragte gleichzeitig das System Kunstmesse auf ihre Bedingungen und Konstanten. Es scheint sich durch Zobernigs Werk, so zeigt sich in der sogenannten "Mid Career Survey" des Mumok, ein roter Faden zu ziehen: Sowohl durch das Bereitstellen von Settings als auch durch das Überprüfen von malerischen Möglichkeiten werden Strategien des Offenlassens, des Nichtabschließens verfolgt. Die für nicht festgelegte Funktionen zur Verfügung stehenden Environments wie der Messestand oder andere Räume zur Präsentation von Kunst verweisen auf Zobernigs Ausbildung als Bühnenbildner, der inszenatorische Aspekte reflektiert. In einem gewissen Sinn unabgeschlossen sind auch Zobernigs Gemälde, wie etwa die Serie von 1986/87: Hier testet er Möglichkeiten einer - zum Großteil geometrischen - Abstraktion, setzt verschiedene Farben streifenförmig neben- oder übereinander. Am schönsten und in seiner (Selbst-)Ironie am witzigsten prüft Zobernig potentielle Bildgestaltungen in seinem jüngsten Video "Nr. 18", in dem er sich zwischen bunten Stoffen bewegt und diese in einer "richtigen" Komposition anzuordnen versucht, scheinbar aber nie zufrieden ist mit dem Ergebnis und so immer wieder von neuem beginnt. Konsequenterweise hat Zobernig nicht nur seine Trägerstrukturen in den Ausstellungsraum transferiert, sondern diesen auch gleich selbst gestaltet. Die Problemstellung der Ambivalenz zwischen Skulptur und Raumgestaltung setzt sich hier unmittelbar fort: Wo beginnt die (präsentierte) Kunst, wo hört das Ausstellungsdesign auf? Für die unmittelbare Rezeption ist die Antwort auf diese Frage vielleicht nicht relevant. Für den Kunstmarkt aber auf jeden Fall.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Heimo Zobernig
07.12.2002 - 02.03.2003

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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