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Brueghel. Gemälde von Jan Brueghel d. Ä.: Mit feinstem Strich

Wie man auf kleinstem Raum größte Lebendigkeit erzeugt, belegen die Gemälde von Jan Brueghel d. Ä. Das Gewimmel auf dem "Großen Fischmarkt" von 1603 zeigt eine Weltlandschaft. Von links beginnend, wandert der Blick in Schwüngen über Menschenmengen, Figuren die sich über Fischkörbe beugen, schnuppernde Hunde, gestikulierende Kaufleute: Überall an dem Küstenstreifen tummeln sich Menschen ganz unterschiedlichen Standes. Ab in den Mikrokosmos dieser Gemälde. Das erlaubt eine wunderbare Ausstellung in der Alten Pinakothek in München. Zu Unrecht wird das Klischee kolportiert, Pieter Brueghel d. Ä., sein Vater, sei der eigentliche Star dieser Antwerpener Malerdynastie. In der Schau kann man sich davon überzeugen, dass Jan, der von 1568 bis 1625 lebte, das Erbe, anders als sein älterer Bruder Pieter, der vorwiegend Werke seines Vaters kopierte, innovativer verwaltete. Ausgestellt werden 130 Gemälde und Grafiken. Allein 47 Bilder von Jan Brueghel d. Ä. stammen aus den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Laut Generaldirektor Klaus Schrenk ist dies der weltweit größte Bestand. Dem Besucher wird keine Retrospektive präsentiert. Vielmehr steht die Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Mittelpunkt, die durch Leihgaben mit Bezug zu den eigenen Bildern ergänzt wurde. Unter den 60 Stücken sind Bilder aus dem Louvre, den Uffizien oder dem Prado. Ziel war es auch, die neuesten Forschungen zu veröffentlichen. Zehn Bilder wurden eigens restauriert. München wuchert mit seinen Schätzen. Die Entdeckungsreise ins Kleinste der Figurenwelt startet erst richtig mit der Zeit nach der Italienreise von Jan, von der er 1596 zurückkehrte. Dann erst sieht man das Loslösen vom Vater, den er zunächst auch kopierte. Im damaligen Antwerpen arbeiteten die Meister der Lukasgilde außerdem oft im Team. Die Stadt war damals zudem eine der ganz großen Kunstmetropolen Europas. Dass Gehilfen Bilder vollendeten, davon weiß man seit Zeiten. Die Einbettung von Tafeln, etwa der über zwei Meter in der Breite messenden "Madonna im Blumenkranz", die Brueghel zusammen mit Rubens um 1616/18 malte, in einen weiter gefassten Kontext, macht die Unterschiede deutlich. Beide Künstler waren Stars ihrer Zeit, aber sie prägten vollkommen verschiedene Stile. Dass ein solches Teamwork so meisterlich gelingen konnte, lag schlicht daran, dass Brueghel die detailreiche Blumengirlande, Rubens die Figuren übernahm. Solche Bilder erfreuten sich höchster Wertschätzung. Übrigens gilt er als Erfinder dieser Motivkonstellation. Der Künstler ist vielseitig. Fast schon naturalistisch sind seine lavierten Tuschzeichnungen. Architektonische Versatzstücke verarbeitet er in seinen Landschaften: ein intellektuelles Spiel mit dem Betrachter, wenn plötzlich der Petersdom im "Großen Fischmarkt" (1603) auftaucht. Kein Wunder, dass man ihm 1613 die Privilegien des Hofmalers zueignet. Sein Werk wurde sogar in Italien hoch geschätzt. Kardinal Borromeo übernahm die Patenschaft für seine Tochter. Mit dieser Ausstellung spätestens verlässt das Werk den Schatten des Vaters. Sie bezeugt eine zuvor noch nicht gesehene Eigenständigkeit.
Mehr Texte von Matthias Kampmann

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Brueghel. Gemälde von Jan Brueghel d. Ä.
22.03 - 16.06.2013

Alte Pinakothek
80333 München, Barer Straße 27
Tel: +49 (0)89 23805 216
Email: presse@pinakothek.de
http://www.pinakothek.de/alte-pinakothek/
Öffnungszeiten: Di. von 10 bis 20 Uhr, Mi. bis So. von 10 bis 18 Uhr. Mo. geschlossen


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