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Sprachgebäude und reale Kulissen

Interdisziplinäres Denken kennzeichnet das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften ebenso wie der Blick auf historische Zusammenhänge. So auch bei der Tagung zum Thema Imaginäres und Reales in der Architektur. These: Das Imaginäre ist dem Wirklichen nicht entgegengestellt, sondern befruchtet es und speist sich seinerseits aus ihm. Die vielbeschworene Virtualisierung der Gegenwart steht dabei durchaus nicht singulär, vielmehr gibt es eine Geschichte des Imaginären. In diesem Zusammenhang stand auch die Untersuchung der Bezüge von realer Architektur und ihrer Simulation in Abbild und Sprache. Den chronologischen Ausgangspunkt bildete Norbert Miller, der anhand der internationalen Rezeptionsgeschichte von Giovanni Battista Piranesi und seinen \"Carceri\" das Auseinandertreten von Theorie und Baupraxis am Ende des 18. Jahrhunderts untersuchte. Florian Nelle sprach über das Konzept der Weltausstellungen als Utopie der \"klassenlosen Konsumgesellschaft\" in Reaktion auf die 1848er-Revolutionen sowie die Ausstellungsbauten als Materialisierung des Imaginären. Im Schwerpunktbereich klassische Moderne beleuchtete Anton Kaes anhand der Turmbau-zu-Babel-Szene aus Fritz Langs \"Metropolis\" die Dialektik der Modellhaftigkeit und die zeitgenössische Filmtheorie, die die Sprachverwirrung durch den (Stumm-)Film überwunden sah. Ernst Osterkamp beschäftigte sich mit Paul Scheerbart, Bruno Taut und dem Konzept des Erlöser-Architekten, der die banale Realität zugunsten eines nur sprachlich konstruierten imaginären Weltbaus verachtet. Präsentationen zeitgenössischer Architekturbüros ergänzten das Programm. Kompetente Moderatoren fassten zusammen, brachten Kernausagen auf den Punkt und leiteten die lebhaften Diskussionen und Kommentare, für die ausreichend Raum vorgesehen war. Eine gut organisierte Tagung, wie man sie sich wünscht. Und eine, die sich nicht zuletzt dadurch auszeichnete, dass während der Vorträge kein einziges Mobiltelefon läutete. Bauformen der Imagination. Architektur der Moderne - Interface zwischen Phantasma und Realität Tagung, 14.-16. 11. 2002 IFK, Reichsratsstr. 17, 1010 Wien, tel. 504 11 26 www.ifk.ac.at
Mehr Texte von Iris Meder †

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